Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

20SEP2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen“.

Astrid Lindgren wird dieser Satz zugeschrieben. Dabei kann man wohl kaum sagen, dass die bekannte Kinderbuchautorin in ihrem Leben nichts getan hätte. Jede Menge Bücher hat sie geschrieben und viele Kinder- und Erwachsenenherzen damit erobert. Ihr Leben war alles andere als leicht und unbeschwert. So wie ja auch viele ihrer Kinderbuchhelden so manches Päckchen zu tragen haben: Pippi Langstrumpf muss ohne ihre Eltern klar kommen, die Brüder Löwenherz müssen mehrmals schwere Abschiede nehmen, Ronja Räubertocher die Fehden des Vaters verkraften.

Das Leben in seiner ganzen Tiefe und Bandbreite kommt da zum Vorschein und vielleicht ist das der Grund, warum viele auch heute beim Schmökern dieser Geschichten merken: Darin hat auch mein eigenes Leben Platz. Meine Sorgen, meine Ängste, meine Sehnsucht und meine Freude.

Und vielleicht meistern die Helden in Astrid Lindgrens Geschichten ihr Leben letztlich, weil sie sich immer wieder an die Weisheit ihrer Erfinderin halten: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen“. Michel aus Lönneberga fällt mir da ein und seine vielen „Sitzungen“ im Schuppen, wenn mal wieder etwas schief gelaufen und Ärger im Anmarsch ist oder alles zu viel wird.

Für mich sein, meinen Gedanken freien Lauf lassen, mal durchschnaufen. Oft geht es danach wieder besser und unbeschwerter weiter. Nicht nur bei Michel.

Ich denke, diese kurzen Auszeiten müssen sein, damit wir immer wieder neue Kraft schöpfen können. Der Sonntag lädt dazu ein. Einfach nur mal dazusitzen. Mit mir und vor Gott. Und ein Gebet kommt mir so meist ganz von alleine über die Lippen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31714
weiterlesen...