SWR1 3vor8

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02AUG2020
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Bibelstelle: (Matthäus 14, 13-21)

„Hände, die teilen, erzählen von Gott“ – dieses Sprichwort gefällt mir. Und es passt gut zu dem Text, der heute in den katholischen Kirchen zu hören ist: „Die wundersame Brotvermehrung“ - eine der unglaublichen Geschichten, die in allen vier Evangelien steht und sie geht so:

Jesus hat einen Tag lang mit vielen Menschen verbracht. Er hat sie angehört, mit ihnen gesprochen und sie geheilt. Es wird Abend und weil es so viele sind, sagen seine Jünger er soll die Leute in die umliegenden Dörfer schicken, damit sie dort zu essen bekommen. „Nein“, antwortet er, „gebt ihr ihnen zu essen!“ „Aber wir haben doch nur fünf Brote und zwei Fische für über 5000 Leute!“ Da sagt Jesus, dass sie die Menschen in Gruppen zu je 50 versammeln sollen, nimmt die fünf Brote und zwei Fische, segnet sie und sagt dann den Jüngern sie sollen sie austeilen. Die Jünger tun das und alle werden satt, ja es bleiben sogar 12 Körbe mit Brotresten übrig.

Das kann doch nicht sein, sagt da jeder Skeptiker und fängt an zu rechnen: Fünf Brote und zwei Fische für über 5000 Leute, also ein Brot für tausend Menschen und ein Fisch für zweieinhalbtausend?

Wie oft bei den biblischen Wundererzählungen gibt es drei Möglichkeiten sie zu sehen: Erstens wortwörtlich – Jesus konnte das. Er hatte die Gabe die Naturgesetze außer Kraft zu setzen und die unglaublichsten Dinge zu tun.

Zweite Möglichkeit: Die Speisung der Fünftausend ist ein Bild, ein Bild, das die Christen zu der Zeit, in der die Evangelien geschrieben wurden ermutigen soll. Ein Bild, in dem das Brot und die Fische für den spirituellen, den seelischen Hunger stehen. Und dieser wird durch die Botschaft Jesu, die die Jünger zu den Menschen bringen, gestillt.

Die dritte Sichtweise ist mir die Liebste: Sie verlagert die Perspektive dieses Speisungswunders. Nicht die überdimensionierten Zahlen sind wichtig, sondern das Teilen. Das Teilen ist das eigentliche Wunder.

Wenn die Jünger das teilen, was sie haben und sich diese Haltung bei 50, 5000 oder wie viel Menschen auch immer fortpflanzt, dann werden alle satt. Wenn der, der mehr hat, dem, der weniger hat, etwas abgibt, dann werden alle satt.

Und wenn das geschieht, dann ist das – so wie unsere Welt nun mal ist – doch schon ein Wunder, oder?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31428
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