SWR3 Gedanken

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31JUL2020
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Glücklich sein. Geht das überhaupt? Ich fantasiere mal und stelle mir vor: Es gibt eine nette Frau, die für mich kocht. Richtig gut. Mit Liebe und Freude. Vor allem: besser als ich!
Und jeden dritten Nachmittag backe ich Kuchen. Für die Leute, die Lust haben vorbei zu kommen. Und zu erzählen. Und zuzuhören. Freitags gehe ich tanzen. Auf dem Platz mitten in der Stadt. Da kommen auch die anderen hin, sobald sie fertig sind mit Arbeiten. Aber niemand nennt es mehr Arbeit. Weil wir gerne zur Arbeit gehen und soviel verdienen, wie wir brauchen, um Kuchen zu backen und tanzen zu gehen. Und vielleicht auch, um unsere Gärten und Balkone zu bepflanzen. Samstags helfe ich dem älteren Mann von Gegenüber seine Post sortieren. Dann kommt die kleine Peggy vorbei. Sie will Memory mit mir spielen. Oder Schwarzer Peter. Weil das zu zweit nicht geht, klingeln wir bei der Familie unter uns.

Sonntags telefoniere ich mit Gott. Wir lachen, wenn ich erzähle, dass ich noch immer nicht verstanden habe, wie Radio oder Fernsehen funktioniert. „Macht nichts“, sagt Gott, „andere wissen ja Bescheid. Du kannst vieles“. „Ja“, sag ich, „danke auch. Was machst du jetzt?“
„Weiß noch nicht“, sagt Gott. „Kochen tut Rosi für dich, backen kannst du ja selber, spielen, tanzen, arbeiten, gärtnern, Leuten helfen auch. Brauchst du noch was?“ Ich überlege. „Klar“, sag ich dann, „ich brauche die Gespräche mit dir. Damit ich wieder weiß, wenig es braucht, um glücklich zu sein.“

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