Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

16JUL2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Heute vor 35 Jahren ist Heinrich Böll gestorben. Er war einer der großen deutschen Schriftsteller nach dem Krieg. Literaturnobelpreisträger 1972. In meinem Deutschunterricht war er damals eine feste Größe.

In Erinnerung geblieben ist er mir auch als kritischer Katholik, der es sich und seiner Kirche nie leicht gemacht hat. Aufgewachsen ist Böll in einer Kölner Handwerkerfamilie. Die Eltern sind fromm, dabei weltoffen und liberal. Den Nationalsozialismus lehnen sie ab.

Prägend für Heinrich Böll wird der Zweite Weltkrieg. Als einfacher Soldat macht er ihn mit, von Anfang bis Ende. Die furchtbaren Erlebnisse verarbeitet er in zahlreichen Romanen. Da sind die kaputten Heimkehrer, die vereinsamten Frauen, die verwahrlosten Kinder, eine verlorene Generation.

Der Bonner Politik steht er kritisch gegenüber. Aber anders als manche seiner Schriftstellerkollegen ist Böll auf dem linken Auge nicht blind. Im August 1968 erlebt er vor Ort, wie sowjetische Panzer den Prager Frühling niederwalzen. Für ihn ist das die „Bankrotterklärung des Kommunismus“. Er hilft verfolgten Regimegegnern im Ostblock. Als der russische Schriftsteller Alexander Solschenizyn ausgebürgert wird, nimmt er ihn in seinem Haus in der Eifel auf.

Seinen Glauben hat Heinrich Böll nie verloren. „Ich möchte lieber in der schlechtesten christlichen Welt leben, als in einer nichtchristlichen, denn in einer christlichen Welt ist immer auch Raum für die Schwachen.“

Aus der Kirche aber tritt er mit fast 60 Jahren aus; allerdings nur aus der „Körperschaft des öffentlichen Rechts“, wie er schreibt. Der kirchlichen Gemeinschaft als„Leib Christi“fühlt er sich weiter zugehörig. Und so wird er - wie er sich das gewünscht hatte - auch von einem befreundeten Priester kirchlich beerdigt.

Zeit seines Lebens hat sich Heinrich Böll an der Botschaft Jesu orientiert. Seinen persönlichen Glauben hat er einmal so zusammengefasst:

„Ich glaube an Gott, weil es den Menschen gibt. Und weil die Menschen Gott durch den Menschgewordenen auch in sich haben.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31309
weiterlesen...