Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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11JUL2020
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Heute ist der Gedenktag des Massakers von Srebrenica. Im Juli 1995 wurden im Osten von Bosnien und Herzegowina mehr als 8.000 Menschen ermordet, vor allem Männer und Jungen im Alter von 13 bis 78 Jahren.

Vor 25 Jahren war das. Das ist noch gar nicht so lange her. Und Bosnien und Herzegowina, das liegt in Europa, gerade mal 1.000 Kilometer von Deutschland entfernt.

Trotzdem habe ich ganz lange nichts gewusst von diesem Verbrechen. Es ist während meiner Schulzeit geschehen – und dort war es ganz kurz mal Thema, glaube ich. Richtig vertieft wurde es nicht. Und bis heute habe ich nur wenig davon gehört und erfahren.

… das war schon damals das große Problem. In Srebrenica waren damals sogar Blauhelmsoldaten stationiert, also offizielle Friedenstruppen der Vereinten Nationen. Sie sollten das Kriegsgeschehen beobachten und bei Bedarf eingreifen. Aber kaum jemand der Beobachter hat damit gerechnet, was in Srebrenica passieren würde. Oder sie wollten es nicht wahrhaben. Auch Verstärkung wurde nicht geschickt. Und dann war es zu spät. Mehr als 8.000 Menschen waren tot.

Erst Tage später wurde nach und bekannt, was geschehen war. Und bis heute gibt es sogar Leute, die das Kriegsverbrechen kleinreden oder ganz leugnen.

Ich finde es wichtig, an das Massaker von Srebrenica zu denken und es zum Thema zu machen. Das ist auch für die Angehörigen der Opfer und für die Überlebenden wichtig.

… und vielleicht kann man auch etwas daraus lernen für die Gegenwart und Zukunft: Große Verbrechen sind nicht immer weit weg. Sie können auch zu unserer Zeit in unserer Nähe geschehen, vielleicht sogar mitten unter uns. Und dann kommt es darauf an, entschlossen einzugreifen.

Wo Menschen ausgegrenzt werden, weil sie anders sind, oder wo politische Interessen wichtiger werden als Menschenleben, da will ich wachsam bleiben und hinschauen. Und auch sagen, was ich sehe. Ich bete darum, dass mir das gelingt.

… und heute denke ich an die Menschen von Srebrenica, die bis heute um ihre ermordeten Väter, Männer und Söhne trauern. Ich hoffe, dass sie gesehen und getröstet werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31216
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