Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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08JUL2020
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Wo wohnt eigentlich Gott? Wo kann man ihn finden? … in Kirchen, sagen viele. Dort ist Gott zu Hause, dort kann man ihn finden. Deshalb feiern Christen ja auch Gottesdienste in Kirchen. Sie besuchen Gott sozusagen in seinem Haus und möchten ihm dort begegnen.

Nun ist das mit den Gottesdiensten in Kirchen ja nicht so einfach gerade. In der Corona-Krise waren sie eine Zeitlang überhaupt nicht möglich. Inzwischen kann man zwar wieder zusammenkommen, aber nur mit großem Abstand und entsprechend wenig Platz. Das sind keine attraktiven Rahmenbedingungen …

Wie soll man dann Gott begegnen? Vor vielen hundert Jahren hat der Prophet Hesekiel gelebt. Er kam aus Israel. Und dort hat man damals geglaubt: Gott lebt im Tempel in Jerusalem. Dort ist er zu Hause, dort kann man ihn finden. Fromme Israeliten sind deshalb regelmäßig in den Tempel gepilgert.

Nur: Zu Hesekiels Zeiten ging das plötzlich für viele nicht mehr. Israel war nämlich von den Babyloniern besetzt. Und die hatten einen Großteil der Bevölkerung nach Babylon verschleppt, in die Verbannung, weg von zu Hause. Der Jerusalemer Tempel lag also in weiter Ferne. Unmöglich, dort noch hinzukommen.

Wie sollte man dann Gott begegnen? Hesekiel hatte dann eine Art Traum. Den hat er aufgeschrieben. Hesekiel beschreibt, wie er die Heiligkeit Gottes sieht. Er findet kaum Worte dafür. Eine Wolke nennt er, Blitze, helles Licht, geheimnisvolle Gestalten, …

… und dann erblickt Hesekiel noch etwas: Die Heiligkeit Gottes hat Räder! In alle Richtungen können die fahren. Also auch weg aus dem Jerusalemer Tempel. Und sogar ins ferne Babylon, in die Verbannung.

Ich finde, das ist ein schönes Bild: Gott ist wie auf Rädern mobil unterwegs – dorthin, wo wir sind. Auch mitten in der Corona-Krise. Oder mitten in der Woche.

Deshalb können auch Gottesdienste überall gefeiert werden. Neben den „normalen“ Gottesdiensten in Kirchen sind in den letzten Wochen ganz neue Formate entstanden: Gottesdienste werden jetzt per Telefon gefeiert oder übers Internet. Oder auch mal draußen von einem Anhänger aus, der mit seinen Rädern verschiedene Orte anfahren kann.

… und in all diesen Gottesdiensten merken Menschen, wie Gott ihnen nahekommt. Gar nicht nur, weil sie zu Gott kommen oder ihn besuchen. Sondern weil Gott zu ihnen unterwegs ist und sie besucht. Das ist Gottesdienst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31213
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