SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

18JUN2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Glücklich sein – wer möchte das nicht? Und doch ist es nicht immer leicht zu finden, das Glück. Ein Glückspilz ist, wem das Glück zugeflogen ist, z.B. in Form eines Traumpartners, beruflichem Erfolg oder lebenslanger Gesundheit. Und wenn Jemand einen Unfall wider Erwarten unverletzt übersteht sagen wir: „Der hat aber Glück gehabt“.

In den Medien gibt es immer viele glückliche Menschen zu sehen. Menschen mit lachenden Gesichtern und leuchtenden Augen. Menschen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen und das auch ausstrahlen. Manchmal denke ich, so viel Glück möchte ich auch einmal haben. Frei sein von Sorgen, Anstrengung, Vorsorge. Was wäre das für ein schönes Leben! Das pure Lebensglück!

Manche Lebensberater sagen solches Glück sei planbar und machbar. Es sei nur eine Frage der richtigen Einstellung und Methode. Wer sein Glück will, muss alles dafür geben. Dann wird es ihm auch hold sein.

Aber ich halte dagegen. Das stimmt so nicht. Ich kenne Menschen, die haben hart und viel gearbeitet in ihrem Leben. Und dennoch sind sie auf der Strecke geblieben, weil irgendwann ein Schicksalsschlag, eine Krankheit, eine Trennung das erstrebte Glück nicht mehr zugelassen hat. Und ich kenne Menschen, die nach außen hin hoch erfolgreich sind, aber innerlich unzufrieden, unglücklich, leer und ausgebrannt.


In der Bergpredigt nimmt Jesus darauf Bezug: „Seht die Vögel unter dem Himmel. Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch“, sagt er.


Ein schöner Gedanke, wie ich finde. Weil er mich frei macht von der unbedingten Selbstvorsorge für mein Lebensglück. Probleme und Sorgen sind damit nicht weg. Aber sie sind weniger bestimmend. Weil ich mich getragen weiß. So bekommt vieles einen anderen Stellenwert im Leben.
Wie bei einem früheren Freund von mir. Er hatte schwierige Zeiten durchlebt und nicht viel mehr zum Leben als das, was er brauchte. Trotzdem hat er von sich gesagt: „Ich bin glücklich“. Es spiegelte sich in seinen Augen, seinem Gesicht wider: dass er sich irgendwie und trotz allem getragen und gehalten fühlte. Und so zufrieden sein konnte mit dem, was war. Und auch mit dem, was nicht war. Er ist mein Vorbild im Glücklichsein!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31046
weiterlesen...