Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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08JUN2020
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Wer zur See fährt, der kennt die Macht des Meeres. Schon die Bibel erzählt davon: Sturmwind erhebt die Wellen. Man fühlt sich, als wenn man gen Himmel fährt und dann wieder in einen Abgrund sinkt. So heißt es in einem Psalm der Bibel (Psalm 107). Was für eine Kraft! Sie ist noch zu spüren, wenn man am Strand ins Wasser geht und eine Welle reißt einen von den Füßen. Das Meer ist riesig und scheint unendlich. Ohne Gottes Beistand trauten sich die Menschen nicht an eine Überfahrt. Sie hofften, dass er sie zum sicheren Hafen bringt. Einzelnen Menschen kann das Meer gefährlich werden.

Diese Gefahren gibt es bis heute. Trotzdem ist es mittlerweile eher umgekehrt: Die Menschheit wird dem Meer gefährlich. Auch wenn sich ein einzelner Mensch vor dem Meer klein und unbedeutend fühlt, alle zusammen kriegen wir das Meer klein. Die Vereinten Nationen haben deshalb den Tag heute zum Welttag des Meeres erklärt. Er soll auf die Gefahren für das Meer durch Verschmutzung und Überfischung aufmerksam machen. Keine ordentliche Seekarte, in der nicht die riesigen schwimmenden Kunststoff-Inseln mitten im Meer verzeichnet sind. Kein Meeresbewohner, in dessen Magen sich nicht mehr oder weniger viel Plastik findet.

So verletzlich ich bin, so zerstörerisch können Menschen zusammen sein. Wir haben zwei Gesichter. Wir plantschen am Strand und fügen andererseits dem Meer großen Schaden zu. Es ist gar nicht so einfach, beides zu sehen, das Schöne und das Schreckliche. Und dann noch viel schwerer, das eine weiter zu tun und das andere zu lassen. Denn wir sollen weder grießgrämig-pessimistisch noch oberflächlich-egoistisch werden. Es braucht eine Kombination aus Freude und Verantwortung: mit Spaß baden gehen und mit Ehrfurcht Müll vermeiden. Damit das Meer bleibt, was es noch ist: groß und wild und sanft und tief und eine fantastische Schöpfung Gottes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31038
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