Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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12JUN2020
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Glauben: Das ist Privatsache. Etwas für den Seelenfrieden. Das sagen viele. Aber stimmt das? Nein, erzählt die Geschichte von Debora, einer Richterin aus der Bibel. Richter waren die Anführer in Israel, bevor sie dort Könige hatten. Die Menschen sind voll Vertrauen zu ihr gekommen. Sie haben ihr komplizierte Rechtsfälle vorgelegt und um ihre Entscheidung gebeten. Zerstrittene Menschen haben sich bei ihr Rat geholt. Gut zuhören, abwägen, dann eine Entscheidung treffen, das konnte sie offenbar.

Als Deboras Volk über Jahre hinweg grausam unterdrückt wurde und die Not der Menschen immer größer geworden ist, da hat sie eingegriffen. Das hatte nicht nur mit ihrem Beruf zu tun, sondern mit ihrem Glauben. Gott ist bei den Unterdrückten, hat sie geglaubt. Darauf hat sie vertraut. Also hat sie Unrecht als Unrecht benannt, hat nicht weggeschaut, sondern den Mund aufgemacht.

Debora hat den Feldherrn Barak aufgefordert: „Es ist Zeit, aufzustehen. Nicht zu resignieren. Wir müssen uns wehren“ Barak wollte zuerst nicht. Zumindest nicht allein. Debora hat ihm den Rücken gestärkt, konnte ihn überzeugen und ist mit ihm aufgebrochen. Gemeinsam sind sie gegen den weit überlegenen Unterdrücker in den Kampf gezogen. Gemeinsam haben sie gewonnen. Ihr Volk war befreit.

Am Ende haben die beiden gefeiert. Nicht nur einander. Nein, sie haben ein Lied auf Gott gesungen. Er hat uns Mut gemacht, haben sie öffentlich kundgetan. Er hat uns Mut gemacht, uns gegen das Unrecht zu wehren. Er hat uns geholfen, als wir in Not waren.

Vielleicht ist manchen die Geschichte zu kriegerisch. Aber ich finde stark, wie Debora beschrieben wird. Eine Frau mit Gottvertrauen. Sie betet, sieht die Not der Menschen und setzt sich für sie ein. Das gehört für sie zusammen. Verantwortung übernehmen, nicht wegschauen, wenn Unrecht geschieht, sich für andere engagieren, kämpfen: Das hat für sie mit ihrem Glauben zu tun. Wenn Debora heute leben würde: ich denke, sie würde aufmerksam hinschauen, wo Menschen in Not sind, und sich für sie einsetzen. Die Menschen damals fanden das überzeugend. Ich heute auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=31035
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