SWR2 Wort zum Tag

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25MAI2020
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Happy birthday to  you wäre eine Möglichkeit; aber bitte zweimal gesungen – das schult die Stimme und misst ziemlich genau die rund zwanzig Sekunden ab, die jede und jeder sich die Hände waschen soll –  und zwar eher öfter am Tag und jedenfalls immer nach Einkauf oder Bus- und Bahnfahren. Corona-Hygiene – und sicher noch lange über die akute Pandemie hinaus einfach sinnvoll.

Hm – happy birthday; und gleich zweimal oder jedenfalls zwei Strophen? Ich mag andere Glückwunsch-Lieder eigentlich mehr. „Viel Glück und viel Segen“ etwa; oder „Wie schön, dass du geboren bist“. Aber das wäre ein anderes Thema. Für’s Händewaschen gegen Corona jedenfalls habe ich mir ein anderes Zeitmaß ausgesucht. Ist erstens nochmal ein paar Sekunden länger – also schon mal ein Pluspunkt. Und zweitens hat es auch was mit mir zu tun, jeden Tag im Jahr statt nur am Geburtstag. Ich bete still für mich das Vaterunser – das Gebet also, das schon in der Bibel steht. Weil Jesus es seinen Freunden gegeben hat, als Anleitung, wie sie beten sollen.

Vater unser im Himmel geheiligt werde dein Name dein Reich komme dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden; unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Schon klar: So laut gesprochen ist es noch etwas länger; und eigentlich ist es ein Gebet, das eine Gruppe braucht,  sollten mehrere Menschen gemeinsam beten: Unser Vater, unsere Schuld und so. Und natürlich könnte jemand fragen, ob ich da beim Händewaschen genau das tue,  was Jesus seinen Leuten angewöhnen wollte:  Dass sie beten, statt zu plappern; dafür hat er der Christenheit sein Gebet gegeben.

Ich erlaube mir, es trotz solcher Bedenken beim Händewaschen zu beten; und merke, dass ich mich seither neu im Vaterunser zuhause fühle –  es wird alltäglicher und verbindet sich mit dem, was gerade dran ist. Und es ist schon deutlich mehr als nur eine Ersatz-Stoppuhr im Bad. Und der VaterMutter-Gott, an den es sich richtet, wird sicher hören, dass sich da einer die Hände wäscht und betet, weil er es ernst meint – beides: das mit der Hygiene und das mit dem Beten.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30981
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