SWR3 Gedanken

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18MAI2020
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„Jesus lebt!“ Mit Kreide hat das jemand auf die Gehwege in meinem Viertel geschrieben. „Christus ist auferstanden“, „Jesus lebt“, „Gott liebt jeden Menschen“ - alle paar Meter finde ich einen anderen Glaubenssatz. In rot, in blau, in grün und deutlich geschrieben.

Keine zwei Tage später hat jemand die Sätze ergänzt. Ebenfalls mit Kreide, aber in einer anderen Schrift hat irgendwer politische Statements drunter geschrieben.

Jetzt steht da zum Beispiel in rot: „Jesus lebt“ und darunter in weiß: „Wir haben Platz!“ Oder 20 Meter weiter: „Der Herr ist auferstanden“ und als Ergänzung: „#leavenoonebehind“- vergiss niemanden. Da hat offensichtlich ein anonymes Schreibgespräch stattgefunden.

Und herausgekommen ist aktuelle Verkündigung! Denn, wenn Jesus lebt, dann lasst uns so leben, wie er es vorgemacht hat. Die Not anderer anschauen, hinschauen und fragen, ob und wie wir helfen können.

Und wenn wir glauben, dass dieser Jesus von Nazareth auferstanden ist, dann haben wir erst recht allen Grund so zu leben. Denn wo wir solidarisch sind, wo wir uns für andere einsetzen, da haben wir Jesus an unserer Seite. Mit dieser Liebe, die niemanden verloren gibt.

Leave no one behind – das Aktions-Motto der Bewegung Seebrücke lenkt den Blick auf die Flüchtlinge an den Außengrenzen unseres Kontinents. Die Lebensbedingungen in den Lagern sind erbärmlich bis menschenunwürdig.

„Gott liebt jeden Menschen“ – steht in grün auf dem Gehweg vor unserem Haus. „Wir alle sind die Seebrücke“ hat jemand in weiß dazu geschrieben.

Ich finde, das gehört tatsächlich zusammen. Das Leben jedes einzelnen Menschen auf der Flucht ist Gott genauso viel wert wie das meine. An Gott glauben, an Jesus Christus glauben bedeutet deswegen in letzter Konsequenz: leavenoonebehind – vergiss niemanden!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30904
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