Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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08MAI2020
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Esther Bejarano hat das Konzentrationslager von Auschwitz überlebt. Sie ist heute 95 Jahre alt. In einem offenen Brief an den Bundespräsidenten, die Kanzlerin und andere Politiker fordert sie: „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten.“ Ich unterstütze ihre Forderung, weil der 8. Mai ein so wichtiger Tag in der Geschichte Europas ist. In vielen Ländern ist der Tag schon seit vielen Jahrzehnten ein Gedenk- und Feiertag. Es wird an die Kapitulation der Wehrmacht erinnert. Es war ein Tag der Befreiung von einer mörderischen Diktatur, vom Kriegsalltag. Es ist kein Tag zum Feiern, eher ein Gedenktag an die Opfer. Es ist ein Tag der Mahnung, dass jede menschenverachtende Ideologie keine Chance mehr haben darf. Gerade auch jetzt, wo nationalistische, judenfeindliche und rassistische Ideen wieder populär werden. Heute ist in Deutschland ein Staatsakt vorgesehen. Ein großes Fest der Begegnung wurde wegen der Corona Pandemie abgesagt. Das Land Berlin hat den Tag einmalig zum Feiertag erklärt. In den Jahren danach soll er wieder ein normaler Arbeitstag sein. Die Diskussion, ob dieser Tag in ganz Deutschland zum gesetzlichen Feiertag erklärt werden soll, gibt es schon länger. Seit dem 8. Mai 1945 haben wir jetzt schon 75 Jahre lang Frieden und ich finde das Datum war der Beginn all dessen, worauf wir heute in Europa stolz sein können: Auf Länder, die trotz dieser unrühmlichen Vergangenheit den Aufbau Europas vorantreiben. Auf Länder, die versuchen, aus ihrer eigenen Geschichte zu lernen. Die Union der europäischen Länder versucht bei Konflikten in der Welt zu vermitteln, wenn möglich ohne Waffengewalt.Heute jährt sich der Tag zum 75. Mal. Ich finde zukünftig sollte in ganz Europa gemeinsam dieser Tag als Feiertag begangen werden. Als Gedenktag an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs und um die Bemühungen um Frieden und Versöhnungzu würdigen. Esther Bejarano sagt: „ … Anfang Mai wurden wir von amerikanischen und russischen Soldaten befreit. Am 8. Mai wäre dann Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken: Über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit".

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30842
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