Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

03MAI2020
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Jesus geht an den See. Eine große Menschenmenge versammelt sich um ihn, so dass er in ein Boot steigt, während die Menge am Strand steht. Ich kann mir diese Szene sehr gut vorstellen. Ein Boot am See, wie eine Kanzel, die Zuhörer am Ufer versammelt. Eine hervorragende Akustik. In einer Zeit, wo es noch keine Mikrofone und Verstärker gab, sehr sinnvoll. Die Wasseroberfläche wirkt wie ein natürlicher Verstärker. Jesus erzählt dann die Geschichte von einem Bauern, der Weizen sät. Die Körner fallen auf unterschiedlichen Untergrund. Auf den Weg, auf felsigen Boden, ins Dornengestrüpp. Nur wenige fallen auf gute Erde und bringen Frucht.

„Warum sprichst Du in Gleichnissen, warum erzählst Du solche Geschichten?“ fragen seine Anhänger. Jesus will seine Zuhörer zum Nachdenken anregen. Er will aufzeigen, um was es ihm geht. Im Evangelium wird uns eine Erklärung für das Gleichnis vom Sämann mitgeliefert. Deshalb müssen wir auch heute nicht rätseln, was er damit gemeint hat.
Die Körner, die beim Säen auf den Weg fallen, sind die Menschen, die die Botschaft der Nächstenliebe hören aber nicht verstehen. Die pickenden Vögel nehmen ihnen weg, was in ihr Herz gesät war, heißt es. Die gefräßigen Vögel stehen als Bild für die Tatsache, dass die Botschaft vom Gott der Liebe, mit böswilliger Absicht oder vielleicht nur unbewusst, nicht verstanden wird. „Andere hören das Wort und nehmen es gleich mit Freude auf. Sie haben jedoch keine Wurzel in sich, sondern leben in den Tag hinein. Wenn eine Notzeit oder eine Verfolgung wegen des Wortes kommt, werden sie gleich untreu,“ so die biblische Deutung. Ich erlebe immer wieder Menschen, die begeistert sind von christlichen Ideen, von Gewaltlosigkeit und sozialen Gedanken. Sind aber die eigenen Interessen gefährdet, ist es schnell vorbei mit der Nächsten- und Feindesliebe. Jesus wird dann zum Träumer und Spinner erklärt. „Die unter die Dornen Gesäten sind die, die das Wort hören, doch die Sorgen dieser Weltzeit und die Verführung durch Wohlstand ersticken das Wort, so dass es keine Frucht bringt. Nur die auf gute Erde Gesäten sind die, die das Wort hören und verstehen. Sie tragen dann auch Frucht …“ Bei diesem Gleichnis ist Jesus realistisch. Er weiß, dass seine Botschaft von Gottes Nähe nicht alle und jeden überzeugen wird. Ein Gott der Liebe und des Verzeihens ist nicht populär. Das weiß Jesus und darum möchte er seine Anhänger darauf einstellen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30837
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