Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

01MAI2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Heute reden viele Menschen von work-life-balance, also dem ausgewogenen Verhältnis von Arbeit und Privatleben. Gerade auch in Zeiten des Home Office. Das kann für einige bedeuten, dass sie ihre Berufung gefunden haben und einem Beruf nachgehen, der auch ihr Hobby sein könnte. Aber ich treffe auch Menschen, bei denen hört man, dass es nicht so ist.

Im Zug habe ich einen Mann getroffen und wir kamen ins Gespräch. Ein erfolgreicher Mann, der Stolz auf seine Uhr, seine Bahncard 100 und seine Kleidung war.Er hat von seinem Job erzählt, die Statussymbole wurden ganz nebenbei erwähnt. Und zwar immer dann, wenn er über eine der negativen Seiten in seinem Job geredet hatte.

Dann folgten so Sätze wie: „naja, aber dafür gab es letztes Jahr noch diese Uhr dazu“. Man merkte, dass er nicht wirklich glücklich war in seinem Beruf. Aber irgendwie war er doch gefangen zwischen den Vorteilen und den unübersehbaren Nachteilen. In Mannheim verließen wir gemeinsam den Zug und jeder ging seiner Wege.

Beim Nach-denken über diese Begegnung, musste ich an Zachäus den Zöllner aus der Bibel denken. Er war Steuereintreiber der Römer gewesen. Nicht besonders beliebt unter seinen Mitmenschen. Jesus aber hat sich trotzdem bei ihm zum Essen eingeladen. Und das hat Zachäus befreit. Er hat sein Leben verändert, um anders weiter zu leben.

An was der Mann aus dem Zug beim Weggehen gedacht hat, weiß ich nicht. Aber er hat sich nochmal umgedreht, gelächelt und gewunken. Nachdem er erfahren hatte, dass ich Pfarrer bin, hat er interessiert nachgefragt. Er hat sich vorgenommen, mal wieder ein bisschen in der Bibel zu lesen.

Vielleicht stößt er dabei ja zufällig auf die Geschichte von Zachäus? Ich jedenfalls wünsche dem Mann, dass er anfangen kann ein anderes - freieres Leben zu führen. Mal sehen, vielleicht treffen wir uns mal wieder in der Bahn und kommen ins Gespräch...

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30819
weiterlesen...