SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

23APR2020
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Ein Regenbogen am Fenster. Mit Fingerfarben an die Scheibe gemalt. Von Kinderhänden. Und daneben geschrieben „Alles wird wieder gut!“ Solche Regenbögen zieren viele Fenster. Gemalt mit Fingerfarben an die Scheibe, mit Wasserfarben auf ein Blatt Papier, gebastelt und geklebt. Ein Hoffnungszeichen. Und dann dieser Satz „Alles wird wieder gut!“.

Das hat mir gut getan. Ist doch der Regenbogen ein Symbol für den Neuanfang. Für ein neues Leben nach einer Katastrophe. In der Bibel wird die Geschichte von Noah und der Sintflut erzählt. Noah und seine Familie und viele Tiere überleben die Krise, weil sie sich an Gottes Wort halten und sich Gott anvertrauen. Als dann das Wasser zurückgeht und Noahs Schiff auf Land läuft, da verspricht Gott, dass nie mehr eine Sintflut über die Menschen kommen soll und als Zeichen des Neubeginns setzt er den Regenbogen mit all seinen Farben an den Himmel.

Neuanfang! „Alles wird wieder gut!“ Es hat mir alles gefallen. Der Regenbogen in den Fenstern, die Bilder, das Symbol, meine Gedanken, nur das kleine Wörtchen „wieder“ hat mich gestört. Denn ich habe mich gefragt: War vor der Coronakrise alles gut? Gab es nicht auch Sachen, die mich gestört haben? Egoismus? Ellenbogeneinsatz? Neid? Unrecht?

Es war nicht alles gut. Und das was nicht gut war, das möchte ich nicht zurück.

Ich für mich möchte gerne, dass neben diesem Regenbogen steht „Alles wird anders gut!“ Ja, denn ich wünsche mir sehr, dass all das, was in den letzten Wochen gut gelaufen ist, all das, was Menschen wiederentdeckt oder neu dazugelernt haben, dass all das bleibt. Die Rücksicht auf einander an der Kasse im Supermarkt. Dass man nicht drängelt, dem Vordermann nicht den Einkaufswagen in die Ferse fährt, sondern einfach sich anstellt und freundlich schaut. Dass man den Nachbarn anruft und fragt, ob er was braucht. Dass die Kinder sich auf die Schule freuen, weil es schön ist, etwas zu lernen und dass Leute sich auf der Straße begegnen und sich grüßen, weil es gut tut, andere zu treffen.

Das möchte ich haben. Denn das ist doch auch das, was Noah und seine Familie erlebt haben. Dass es nach der Krise wieder gut wurde. Anders gut. Aber gut. Vielleicht male ich auch noch einen Regenbogen und schreibe daneben: Alles wird anders gut!

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