Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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16APR2020
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Nur die engsten Verwandten – und höchstens noch fünf weitere Personen. So viele Menschen dürfen im Moment bei einer Beerdigung mit dabei sein. Die Corona-Krise lässt keine andere Wahl. In den letzten Tagen habe ich das als Pfarrer gleich mehrmals miterlebt.

Für die Angehörigen und Freunde eines Verstorbenen kann das sehr hart sein. Um einen Menschen trauern, das ist ja auch so schon schwer genug. Aber jetzt kommen noch schlimme Fragen mit hinzu: Darf der Neffe mitkommen – oder doch besser die Cousine? Zählt eine enge Freundschaft mehr als eine entfernte Verwandtschaft? Wer entscheidet das? Wie sollen sich alle anderen verabschieden? Und kann eine Beerdigung überhaupt noch würdig ablaufen unter diesen Bedingungen?

Wenn ich bei uns auf den Friedhof gehe, komme ich an mehreren alten Gedenksteinen vorbei. „Den Opfern der Kriege“, steht auf einem. Und ein anderer widmet sich in besonderer Weise den gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs.

Von diesen Menschen hatten viele überhaupt keine Beerdigung damals. Und von manchen gibt es nicht mal einen Leichnam. Trotzdem – oder gerade deshalb – hat man die Gedenksteine für sie aufgestellt. Weil man zeigen wollte: Ihr bleibt uns wichtig. Wir vergessen euch nicht.

… und als Christ glaube ich: Auch bei Gott ist kein Verstorbener vergessen. Ganz egal, ob und wie eine Beerdigung möglich ist.

Wenn man das weiß, kann man auch eine Beerdigung im kleinsten Kreis würdig feiern, glaube ich. Vielleicht bekommen die Elemente einer Trauerfeier sogar noch mehr Gewicht als sonst, und man ist konzentrierter dabei.

… und die Angehörigen und Freunde, die nicht persönlich mit dabei sein können, haben noch andere Möglichkeiten.

An den meisten Orten läuten zum Trauergottesdienst die Glocken der Kirche. Dann kann man immerhin aus der Ferne mit dran denken. Und vielleicht ein persönliches Gebet oder ein Vaterunser sprechen.

Vielleicht ist es möglich, ein paar Fotos zu machen bei der Beerdigung. Diese Aufnahmen kann man dann später weitergeben.

Das Grab eines Verstorbenen, das kann gleich nach der Beerdigung von allen besucht werden. Dort kann man auch nachträglich noch Blumen hinbringen, oder einen persönlichen Brief.

… und vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, den Geburtstag des Verstorbenen oder dann den ersten Todestag auf besondere Weise zu begehen. Hoffentlich kann man bis dahin wieder mit mehr Leuten zusammenkommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30725
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