Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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18APR2020
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Ein Einsiedler ist ein Mensch, der alleine lebt. Die machen das nicht, weil sie Eigenbrötler sind. Vielleicht manche. Aber vor allem machen sie das, weil sie sich ganz auf Gott konzentrieren wollen. Ohne Ablenkung. Sie haben viel Zeit zum Beten. Denken so an Andere und bleiben verbunden. Bewundernswert, aber extrem, finde ich. In letzter Zeit sind manche ja unfreiwillig zu Einsiedlern geworden. Nicht ganz – über Medien bleiben fast alle noch mit der Außenwelt verbunden. Einsiedler sind da radikaler. Etwas daran fasziniert mich. Diese Menschen finden oft einen tiefen Sinn.

So etwas wie Glück. In der Bibel lese ich: „Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ Da gibt es viele Wege: als Einsiedler, oder als Mensch, der sich für andere einsetzt. Viele Menschen suchen ihr Glück, wollen finden, was sie erfüllt und zufrieden macht. Gerade jetzt in der Krise scheint das so schwer. Aber der Satz: Gott nah zu sein als Glück – das hieße ja: es ist überall möglich. In der Einsiedelei, in der Quarantäne, in der Stille oder Gemeinschaft. Es bedeutet: Es muss nicht anstrengend sein, Dein Glück zu suchen. Es ist näher, als Du denkst. Leute, die reich sind oder erfolgreich, sind oft gar nicht glücklich. Aber jemand, dem es mal schlecht ging, redet anders über Glück.

Ein Patient erzählte mir:„ Ich war oft so unglücklich. Aber zu beten, das hat erleichtert, das hat mich Gott immer wieder näher gebracht, auch wenn ich oft mit ihm gehadert und geschimpft habe.“ Laut Wissenschaft ist Glück ein Mix aus Hormonen wie Oxytocin, Dopamin, Serotonin. Klare Sache. Aber den  Satz “Gott nahe zu sein ist mein Glück“ finde ich griffiger. Gott fühle ich mich nahe im Wald oder im Garten, wenn ich den Mond sehe oder die Sonne aufgeht. Wenn jemand mich anruft oder ich was für jemanden tun kann. Wenn ich bete oder merke, dass einer an mich denkt. Wenn ich in aller Sorge sehe, worauf es ankommt: Darauf, nicht aufzugeben, sondern zu hoffen und Verantwortung zu tragen, mit Gott an meiner Seite.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30675
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