SWR3 Gedanken

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31MRZ2020
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Eine Strafe Gottes - für was auch immer. Es gab schon immer Leute, die so was nach globalen Katastrophen behauptet haben. Es gab sie, als vor fast 40 Jahren plötzlich Menschen an Aids erkrankten. Es gab sie, als ein Tsunami in Indonesien eine viertel Million in den Tod gerissen hat und jetzt gibt es sie natürlich auch wieder. Das ist nicht nur zynisch gegenüber dem Leid der Betroffenen. Für mich haben diese Leute auch eine ziemlich seltsame Vorstellung von Gott. Für sie ist Gott offenbar ein Oberlehrer, der es nötig hat, hin und wieder den Rohrstock rauszuholen. Um Menschen kollektiv für ein angebliches Fehlverhalten zu bestrafen.

Es stimmt, dass es diese Vorstellung in der Bibel gibt. In der Geschichte von der großen Flut etwa, die alles wegrafft, weil die Menschen so schlecht waren. Wenn ich aufmerksam die Bibel lese merke ich aber auch, dass es darin nicht nur dieses eine Bild von Gott gibt. An der Bibel ist schließlich rund 1000 Jahre geschrieben worden. Für mich heißt das, dass Menschen zu unterschiedlichen Zeiten Gott eben ganz unterschiedlich wahrnehmen. Und dass wir deshalb nie sagen können: Schau, genau so ist Gott und nicht anders.

Für mich als Christ ist aber das Bild wichtig geworden, das Jesus von Gott gezeichnet hat: Das eines Gottes, der die Menschen liebt. Der auch dem letzten Verirrten nachgeht, weil er keinen aufgeben will. Der sich den Kranken und Gescheiterten besonders nah weiß. Warum also sollte dieser Gott dann Katastrophen schicken, die die Alten und Kranken besonders treffen? Für mich ist das einfach absurd.

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