Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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27MRZ2020
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An diesem Schabbat beginnen wir mit der Lesung des dritten Mosebuches, Leviticus in unseren Synagogen. Es befasst sich vorwiegend mit den Tempelopfergaben des alten Israels und seinen Priestern.

Diese dienten dazu die Verfehlungen, die schwer auf dem Gewissen des Einzelnen, wie auch der Gemeinschaft lasteten, zu sühnen. Seit der Zerstörung des Tempels durch die Eroberer des Heiligen Landes um die Zeitenwende und der Vertreibung der Israeliten aus ihrem Land wurden keine Tempelopfer mehr dargebracht. An ihre Stelle traten die täglichen Gebete, - die Liturgie, die von den Rabbinern des Talmuds, der nachbiblischen Literatur, zusammengestellt und eingesetzt wurden.

Die Einführung der regelmäßigen Gebetsg-ttesdienste war eine „Erfindung“ und eine besondere „Leistung“ der Pharisäer. Sie bildeten eine philosophische und politische Gruppe im antiken Judentum. Nach der Zerstörung des Heiligtums in Jerusalem setzten sie das Hauptgewicht auf das Studium der biblischen Schriften und erwirkten dadurch die Anpassung und Aktualisierung des altertümlichen Schrifttums in der veränderten politischen und gesellschaftlichen Lage. Der Talmud war ihr Werk. Die späteren Abhandlungen des Neuen Testaments übersahen, dass, wenn Jesus und seine Jünger keine so aktiven Pharisäer gewesen wären, die Christen in aller Welt niemals von ihnen das Beten erlernt hätten....

Die älteste Grundform der Andacht waren die Benediktionen: Segen, in denen wir G-tt rühmen und für Seine Gnade danken. Der hebräische Ausdruck für „Segen“ heißt „Bracha“. Das Verb, das diesem hebräischen Hauptwort zugrunde liegt bedeutete ursprünglich: „auf die Knie fallen.“ Diese klassische Gebetshaltung des demütigen Beters finden wir heute öfter in der Kirche, als in einer Synagoge.

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