Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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12MRZ2020
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Ich fahre in Stuttgart mit der U-Bahn. Der Wagen in dem ich sitze, ist nicht ganz besetzt. Fast alle haben ein Smartphone und sind damit beschäftigt. Ich war selbst kurz versucht, meins auszupacken. Ich bin oft hin- und hergerissen. Einerseits bin ich fasziniert, was mit dem kleinen Gerät alles möglich ist. Die Fotos von meinem Enkelkind freuen mich riesig, die unverhofft in meinem Alltag ankommen. Wenn ich mich verspäte, kann ich das kurz mitteilen und keiner muss sich Sorgen machen. Meiner Freundin kann ich mit einem einzigen Emoji zeigen, dass ich an sie denke. Ich mag es, so leicht und unkompliziert mit lieben Menschen verbunden sein zu können. Wenn‘s sein muss, weltweit. Und ich bin begeistert, wie schnell ich mich informieren kann, wenn ich was wissen will.

Gleichzeitig rege ich mich auf, wenn ich das Smartphone viel zu oft in die Hand nehme und schaue, wie das Wetter wird oder welche neuen Nachrichten es gibt. Ich habe schon mal einen Tag lang aufgeschrieben, wie viel Zeit ich eben auch sinnlos mit dem Gerät verbringe. Manchmal bin ich richtig empört, wie andere die schnelle Kommunikation missbrauchen. Die Nachricht, dass ein Mensch gestorben ist, will ich nicht auf diesem Weg. Ich will so auch keine Konflikte klären und nicht auf die Schnelle Nachrichten lesen, die in Wirklichkeit kompliziert und lang sind. Von cyber mobbing und anderen Grausamkeiten war ich bisher Gott sei Dank nicht betroffen. 

Mit dem Smartphone ist es wie mit dem Auto und jeder anderen Erfindung. Ein Zurück hinter die neuen Möglichkeiten gibt es nicht mehr. Jammern, weil „früher alles besser war“ ist auch sinnlos.

Eindeutig ist: Es liegt an mir, wie ich mit diesem Medium umgehe. Ich habe mich entschieden, das Gerät nicht mehr aus Langeweile anzuschalten, um mir die Zeit zu vertreiben. Wenn ich Zug fahre, schaue ich lieber aus dem Fenster. Ich will keine Nachrichten lesen, die mich ohnehin nicht betreffen. Denn es spielt für mich keine Rolle, welches prominente Paar sich getrennt hat oder welcher Kandidat bei Günter Jauch wieviel Geld gewonnen hat. Ich nutze das Telefon, wenn es nötig ist. Aber ich achte darauf, dass ich andere damit nicht störe. Ich schalte das Smartphone auf lautlos, weil ich nicht immer und überall erreichbar sein will. Außer ich erwarte dringend eine Nachricht. Und wenn ich ins Bett gehe, bleibt das Smartphone in der Küche ;)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30494
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