Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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09MRZ2020
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Es ist die erste Schulstunde. Religionsunterricht. Ich sitze mit den Kindern im Kreis. Aber noch bevor ich überhaupt etwas sagen kann, meldet sich Maya. Jetzt sofort, bevor wir anfangen, muss sie ihre Frage loswerden: „Du, Eva-Maria, warum gibt es überhaupt Gott? Meine Mama und mein Papa haben gesagt, ich soll dich mal fragen. Wenn du’s nicht weißt, kann ich noch unsern Pfarrer fragen.“ 

So sind Kinder. Sie stellen die großen Fragen einfach und ungeniert. Ich schlage den Kindern vor, dass wir gemeinsam über diese spannende Frage nachdenken: „Warum gibt es überhaupt Gott?“

Luka sagt sofort: „Gott gibt es, weil es uns gibt. Weil, er hat ja alles erschaffen, die Erde und die Tiere und die Menschen und dann muss es ihn natürlich geben. Sonst wären wir ja gar nicht da.“

Jule findet auch: „Gott muss es geben. Weil er uns lieb hat. Und manche Menschen sind ja arm und ganz allein und die brauchen das richtig doll, dass Gott für sie da ist und sie lieb hat.“

Mathis gibt dagegen zu bedenken: „Aber wir wissen doch gar nicht, ob es Gott wirklich gibt. Also können wir auch nicht sagen, warumes ihn gibt, wenn wir nicht mal sicher sind, dasses ihn gibt.“ Fabian fällt dazu noch ein, dass Maya erst mal sagen muss, welchen Gott sie meint. Weil die Christen ja an einen anderen Gott glauben als die Muslime oder die Buddhisten. Und die Griechen hatten ja gleich mehrere Götter.

 

Also so denken Kinder zwischen sechs und neun Jahren, und so vieles wissen sie. Ich bin immer wieder fasziniert und gespannt, ob und wie sich ihr Glaube an Gott entwickelt. Das haben wir nicht in der Hand. Aber weil sie soviel wissen über die verschiedenen Religionen. Weil sie so viele Fragen haben. Und weil ihre Eltern oft unentschieden und unsicher sind in Glaubensfragen, brauchen sie Gesprächspartner, die mit ihnen nachdenken und ihre Fragen ernst nehmen. 

„Warum gibt es überhaupt Gott?“ „Glaubst du, dass wir darauf wirklich eine Antwort geben können?“ frage ich Maya nach dem Gespräch im Kreis. Sie zuckt mit den Schultern. Luka meldet sich noch mal: „Also, wenn sowieso jeder selber rausfindet, ob es Gott gibt oder nicht, ist es auch gar nicht so wichtig, warum es ihn gibt.“

Und Maya beschließt das Gespräch für sich so: „Hm, also ich glaube dass es Gott gibt. Weil ich finde es gut, dass er alle Menschen lieb hat.“

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