Anstöße sonn- und feiertags

Anstöße sonn- und feiertags

Als Jugendliche und junge Frau habe ich mich oft einsam und schutzlos gefühlt. Damals hätte ich das so gar nicht sagen können. Erst im Rückblick auf diese Jahre erinnere ich mich daran. 

Gehalten hat mich damals mein Glaube: Gott ist da. Er will, dass ich bin.Es gibt Texte aus dieser Zeit, die für mich bis heute wichtig sind. Dazu gehört ein Vers aus Psalm 91, ein Gebet, das in der Bibel steht.

Der Verfasser dieses Gebets schreibt, felsenfest überzeugt:

„Denn er, Gott, hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen; dass sie dich auf den Händen tragen, und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“

Wenn ich diese Sätze gelesen oder gehört habe, habe ich mich geborgen und geliebt gefühlt. Ich habe mir vorgestellt, dass ich umgeben bin von Engeln, die auf mich aufpassen. Die mich sogar auf Händen tragen, wenn ich nicht mehr kann und selbst nicht weiter komme. Engel, die manches Hindernis aus dem Weg räumen, damit ich mich nicht verletze. Auf meinem Schulweg. Im Zug nach Stuttgart, nachdem ich ausgezogen war bei meinen Eltern um zu studieren. In meinem ersten Studentenzimmer in Tübingen.

Die Musik von Mendelssohn-Bartholdy zu diesem Psalmvers habe ich erst viele Jahre später gehört. Es ist ihm gelungen, so zu komponieren dass es mir noch wärmer wird ums Herz. Sanft, liebevoll, himmlisch klingt das Musikstück in meinen Ohren. Eine Zeit lang habe ich es jeden Morgen angehört. Es dauert kaum vier Minuten und hat mir oft geholfen, meinen Tag zu beginnen.

Ich bin vorsichtig zu erzählen, wie wichtig dieser Glaube an Gott war. Manchem mag das fast kitschig vorkommen. Und weil es mich früher gekränkt hätte, für mein Gottvertrauen belächelt oder hinterfragt zu werden, habe ich es lieber für mich behalten. Denn ich habe genau gespürt: An Gott glauben zu können, bedeutet nicht, auch beweisen zu können, dass Gott existiert. Das kann ich nicht.

Heute meine ich auch nicht mehr, dass ich das beweisen muss. 

Ich glaube ohne jeden Zweifel: Gott hält und trägt mich. Ich bin beschützt und geborgen bei ihm, auch wenn ich mich sonst von niemandem beschützt fühle. Er will, dass ich bin. Diesen Glauben habe ich verinnerlicht. Er ist das Fundament, auf dem ich lebe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30490
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