Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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07MRZ2020
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Gewöhnlich ist langweilig. Das denken Viele. Für mich ist das Gewöhnliche oft die Rettung. Oder besser gesagt: Gewohnheiten sind für mich die Rettung. Gewohnheiten nehmen mir nämlich Entscheidungen ab.

Es fällt mir ziemlich schwer, mich zu entscheiden. Das fängt schon beim Spaghetti-Kaufen an. Welche Sorte soll ich kaufen? Die italienischen? – Italiener wissen schließlich wie man Spaghetti macht. Oder doch lieber die billigsten? – Die tun‘s doch auch. Oder, die von der Schwäbischen Alb? – Regional ist gut. Oder doch die von weiter her, aber dafür Bio? – Hm, schwierig.

Ganz schlimm sind Entscheidungen, die meine Zeiteinteilung betreffen: Was soll ich tun, wenn ich nur wenig Zeit habe, aber tausend Dinge anstehen? Und vor allem: In welcher Reihenfolge soll ich die Sachen erledigen? Meistens ist es dann so: Es bleiben die Dinge auf der Strecke, die mir zwar wichtig sind, die aber nicht so dringend erledigt werden müssen.

Die Lösung sind für mich Gewohnheiten. Wenn ich etwas zur Gewohnheit mache, dann muss ich mich nicht ständig neu entscheiden. Ich treffe einmal eine Entscheidung. Und so bleibt das dann.

Sport zum Beispiel ist mir total wichtig. Aber wenn ich mir jeden Tag neu überlegen muss, ob und wann ich Sport mache, ist das erstens ziemlich anstrengend und zweitens bleiben Laufschuhe oder Badehose dann oft im Schrank. Ich bin entweder zu beschäftigt oder zu bequem. Seit einiger Zeit habe ich zwei Mal die Woche feste Sport-Zeiten mit anderen zusammen. Ich hab den Sport zur Gewohnheit gemacht. Das ist mir zuerst schwer gefallen, aber jetzt klappt es ganz gut.

Auch der Glaube ist mir wichtig. Aber ich habe die Erfahrung gemacht: Auch der Glaube kann leicht hinten runter fallen. Selbst bei mir als Pfarrer und Religionslehrer ist das so. Manchmal beneide ich deshalb die Mönche im Kloster. Die feiern fünf Mal am Tag kleine Gottesdienste zu festgelegten Zeiten – so genannte Tagzeitengebete. Das kriege ich in meinem Alltag nicht hin. Aber morgens zehn Minuten, das geht. Ich lese zwei Sätze aus der Bibel. Dazu nehme ich die Losungen – das ist ein kleines blaues Buch mit zwei Bibelsprüchen für jeden Tag. Gibt es in jeder Buchhandlung. Darüber denke ich nach und bete kurz – sage Gott also, was ich heute auf dem Herzen habe. Das habe ich mir zur Gewohnheit gemacht. Und sonntags gehe ich gewöhnlich in den Gottesdienst.

Übrigens: Ich finde, Gewohnheiten darf man auch mal unterbrechen. Wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel. Überlegen Sie doch mal, was Ihnen wichtig ist, und dann machen Sie eine Gewohnheit draus.

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