Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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06MRZ2020
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Es ist eigentlich ein hoffnungsloser Fall, von dem das Johannesevangelium erzählt (Joh 5,2-9a): Seit 38 Jahren liegt der Kranke schon in dem Sanatorium in Jerusalem – ein halbes Leben. Er liegt dort zusammen mit vielen anderen kranken Menschen. Die Gebäude rahmen ein großes Wasserbecken. Der künstliche Teich heißt Betesda. Sein Wasser soll heilende Wirkung haben, sagt man. Immer wenn sich die Wasseroberfläche bewegt, wird derjenige gesund, der zuerst ins Wasser steigt. Aber der Kranke, von dem die Bibel erzählt, hat keine Chance. Allein ist er nicht schnell genug. Und er hat niemanden, der ihm hilft.

Genau diese Geschichte aus der Bibel haben sich Frauen aus Simbabwe für den heutigen Weltgebetstag ausgesucht. Jedes Jahr wird der Weltgebetstag von Frauen aus einem anderen Land der Erde vorbereitet. Sie suchen einen Abschnitt aus der Bibel aus und erklären, was er ihnen bedeutet. Sie erzählen von der Situation in ihrem Land und formulieren Gebete. So entsteht der Entwurf für einen Gottesdienst. Der wird in viele Sprachen übersetzt und dann in über 120 Ländern auf der ganzen Welt gefeiert – auch heute Abend in Deutschland in den allermeisten Kirchengemeinden. Frauen aus der evangelischen und katholischen Kirche und aus Freikirchen haben den Weltgebetstag vor Ort vorbereitet.

Ich glaube, die Frauen in Simbabwe haben die Geschichte von dem Kranken am Teich Betesda deshalb ausgewählt, weil es auch in ihrem Land wenig Hoffnung gibt. Staatliche Misswirtschaft und Korruption haben Simbabwe zu einem der ärmsten Länder Afrikas gemacht. Es gibt eine hohe Inflation. Zur Zeit wird das Land von einer großen Dürre heimgesucht. Es droht eine Hungersnot. Das Land ist krank.

Aber die Geschichte aus der Bibel bleibt nicht bei der Hoffnungslosigkeit stehen. Als Jesus den Kranken am Teich Betesda liegen sieht, fordert er ihn auf: „Steh auf! Nimm deine Matte und geh!“. Und der Kranke steht auf. Er rollt, die Matte, auf der gelegen hat, zusammen und geht. Von da an ist er gesund.

Die Aufforderung von Jesus an den Kranken ist für die Frauen aus Simbabwe der wichtigste Satz in der Geschichte. „Steh auf und geh!“, haben sie als Überschrift für ihren Weltgebetstag gewählt. Ich denke, die Worte von Jesus machen ihnen Mut, gegen die schwierigen Verhältnisse in ihrem Land aufzustehen. Und sie geben ihnen Hoffnung: Wenn man aufsteht und etwas tut, dann ändert sich auch etwas.

Dafür beten die Frauen heute Abend auf der ganzen Welt. Sicher findet auch ein Gottesdienst in Ihrer Nähe statt. Übrigens: Auch Männer sind herzlich willkommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30440
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