SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

25FEB2020
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Müssen Tote immer auf dem Friedhof beigesetzt werden? Diese Frage ist mir in letzter Zeit immer wieder begegnet. Ich hatte als Pfarrer viele Beerdigungen zu halten.

Aktuell sind die meisten Bestattungen sogenannte Urnenbestattungen. Die Verstorbenen werden zuvor feuerbestattet, also im Krematorium verbrannt. Die Asche kommt in eine Aschenkapsel, die dann dauerhaft verschlossen wird. Und die wird dann in einer Zierurne auf dem Friedhof beigesetzt.

Urnen könnten aber auch anderswo beigesetzt werden. Zum Beispiel im geliebten Garten unter einem Baum. Oder eine Urne könnte auf dem Kamin im Wohnzimmer stehen. Ich kann solche Wünsche gut nachvollziehen. Trotzdem finde ich es gut, wenn Verstorbene auf dem Friedhof bestattet werden.

Denn sogenannte anonyme Bestattungen waren eine Zeit lang recht weit verbreitet. Bei anonymen Bestattungen weiß fast niemand, wo genau die Urne beigesetzt wurde. Es gibt keine Grabsteine oder sonstige Markierungen. Nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Friedhofs, wissen, wer wo seine irdische Ruhestätte gefunden hat. Denn die nehmen diese Bestattungen allein vor.

Es hat sich dann aber gezeigt: Viele Angehörige und Freunde möchten gerne wissen, wo genau ihre Lieben bestatten sind. Wo das Grab ist. Es tut ihnen gut, einen konkreten Ort zu haben, um dort trauern zu können. Zu wissen: Genau hier ruht meine geliebte Frau. Mein geliebter Mann. Die Eltern, Großeltern. Die Nachbarin, der Nachbar. Und dieser Ort sollte für alle zugänglich sein, die so trauern möchten.

Dafür sorgt der Friedhof. Wenn eine Familie umzieht, bleibt die Urne nicht im Garten zurück. Gibt es Familienstreit, können trotzdem weiterhin alle zum Grab kommen, wenn die Urne nicht auf dem Kamin steht. Und auch Nachbarn oder Freunde können einfach so zum Grab. Das finde ich wichtig. Deswegen finde ich es gut, dass Verstorbene auf dem Friedhof beigesetzt werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30397
weiterlesen...