Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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17FEB2020
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„Beten Sie etwa auch das Apostolische Glaubensbekenntnis, das doch gar nicht von den Aposteln stammt? Eigentlich hat es doch ein heidnischer römischer Kaiser den Christen aufgedrückt.“ Das hat mir ein Mann geschrieben und es klang irgendwie vorwurfsvoll. Als ob man dem Glaubensbekenntnis, dieser Zusammenfassung des christlichen Glaubens auf keinen Fall vertrauen dürfte.

Gemeint hatte der Mann das Glaubensbekenntnis, das in jeder katholischen Messe und auch fast immer in evangelischen Gottesdiensten gesprochen wird. Der Wortlaut ist für alle Konfessionen in allen Kirchen gleich. Nur wo es um die Kirche geht, sagen die Katholiken „die heilige katholische Kirche“ und die Evangelischen „die heilige christliche Kirche“. Katholisch heißt nämlich eigentlich allgemein, also die „allgemeine Kirche“. Aber seit „katholisch“ zur Bezeichnung für eine der großen Kirchen geworden ist, sagen die anderen eben „christlich“.

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ So fängt es an. Dann kommt:. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,“ und dann die Zusammenfassung seiner Lebens- und Leidensgeschichte. Am Ende kommt ein Blick auf das Heute und auf die Zukunft: „Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“

Niemand weiß aufs Jahr genau, wann dieses Bekenntnis entstanden ist. Sicher haben es nicht die Apostel, also die Jünger von Jesus aufgeschrieben.

Zuerst gab es wahrscheinlich eine Reihe von Fragen, die man beantworten musste, wenn man getauft werden wollte. Darauf bei der Taufe zu antworten dauerte aber wohl zu lange. Deshalb entstand dann ein Bekenntnis, das alle Antworten zusammengefasst hat.

Eine fast wortgleiche Vorform von unserem Glaubensbekenntnis gab es in Rom schon ungefähr 100 Jahre, nachdem Jesus gestorben und auferstanden war. Erst Karl der Große hat dieses Bekenntnis im 9. Jahrhundert als verbindlich für sein Reich erklärt. Der war kein heidnischer und auch kein römischer Kaiser. Er wollte ein einheitliches Bekenntnis festlegen, das für alle Christen in seinem Riesenreich gleich war. Das Bekenntnis, das Christen schon seit Jahrhunderten bekannt hatten.

Ich bin froh, dass wir es haben und dass es – wie das Vaterunser – alle Christen auf der Welt miteinander verbindet. Und ja, ich bete es auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=30345
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