Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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03FEB2020
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„Aufschieberitis“ Man kommt nicht voran mit einer Arbeit, weil man gar nicht erst anfangen mag. Ich kenne das von mir und vielleicht kommt es Ihnen auch bekannt vor. Ich lebe in Tübingen, da beobachte ich gerade bei den Studierenden, wie das ist. Gerade jetzt, wo die Prüfungszeit beginnt. In den Weihnachtsferien wollten viele ihre Lücken schließen. Doch dazu war dann keine Zeit oder anderes war wichtiger. Das schlechte Gewissen nimmt zu und schließlich kommen die Selbstzweifel. Bei manchen führen sie bis zum Selbsthass. Und einige entwickeln eine Depression.

Zum Glück gibt es Hilfe. In meiner Stadt hat die evangelische Studierendengemeinde extra eine Psychologische Beratungsstelle, die innerhalb von 24 Stunden ein Erstgespräch garantiert.

Aber die jungen Leute sind ja nicht die einzigen, die mit Selbstzweifeln und „Aufschieberitis“ zu kämpfen haben. Wenn sie mich befällt, dann kommt es mir so vor, als ob ich nichts auf die Reihe kriege und ich fühle mich als Looser. Ich finde mich unmöglich und kann mich selbst nicht leiden. Und dass, obwohl ich doch eigentlich weiß, dass ich wertvoll bin. Ich bin von Gott geliebt bin und ich darf mich selbst auch lieben. Ja, Gott liebt uns Menschen.

Aber es ist gar nicht so einfach, sich selbst zu umarmen, wenn man einen Groll auf sich hat.
Mir hilft es, wenn Freunde und Familie mir gerade in solchen Phasen zeigen, dass sie mich mögen. Manche sind auch gerne bereit, am Telefon die anstehende Arbeit kurz mit mir durchzusprechen. So bekomme ich sie in meinem Kopf besser geordnet. Das hilft oft schon, damit die Arbeit nicht mehr wie ein Berg vor mir steht. Wenn der Einstieg gemeinsam geschafft ist, geht es ja oft viel besser. Manchmal verabrede ich mich auch mit anderen zum Arbeiten. Zwar bleibt jeder an seinem Schreibtisch. Trotzdem spüre ich ihre Unterstützung. Doch nicht nur das hilft mir. In Phasen, in denen ich schlecht über mich denke, tut mir ein ehrliches kleines Kompliment gut, oder ein netter Gruß. Oder wenn mich jemand daran erinnert, dass ich schon viel schwierigere Projekte geschafft habe. Solche Leute und ihre Botschaften sind für mich wie ein Geschenk von oben. Durch sie kommt Gottes Liebe dann doch bei mir an, obwohl ich sie gar nicht mehr gespürt habe. Ich bin ihnen von Herzen dankbar. Und ich weiß, es kommen Zeiten, da werde ich diejenige sein, die hilft.

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