SWR3 Gedanken

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21JAN2020
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Ich habe fünf Cousinen. Und zu jeder ist mein Verhältnis anders. Aber mit einer von meinen fünf Cousinen, fühl ich mich besonders verbunden. Mit Katharina. Wir sind wie Schwestern aufgewachsen. Der gleiche Kindergarten, die gleichen Schulen. Wir kennen uns einfach gut. Wenn ich meine Cousine treffe, dann passt das nicht nur gut, sondern dann lebe ich auch irgendwie auf.

In der Bibel gibt es auch zwei solche Cousinen, die verstehen sich auch so gut, wie Katharina und ich. Die eine ist Maria, wie sie gerade mit Jesus schwanger ist. Und die andere ist Elisabeth, Marias ältere Cousine. Bei den beiden braucht keine viel reden, die Eine spürt sowieso, wie es der anderen geht.

In der Bibel ist an einer Stelle genau dieser Effekt ganz gut beschrieben: sie verstehen sich ohne Worte.

Es ist so: Maria ist ungewollt schwanger geworden, alles ist neu für sie und jetzt hat sie auch noch das Gefühl, dass alle über sie reden. Deswegen flüchtet sie sich zu ihrer Cousine, die weiter weg wohnt. Als die sie unter der Haustür begrüßt, braucht Maria gar nichts groß zu sagen. Elisabeth weiß gleich Bescheid: dass Maria schwanger ist sowieso, aber auch, dass ihr Baby von Gott kommt und Maria deswegen eine Menge vor sich hat.

Maria ist total erleichtert: endlich jemand, der sie versteht. Sie fängt spontan an, ein Lied zu singen, so gut tut ihr das. Maria singt: „Mein Gott, wie ich mich freue. Eigentlich ist mein Ego gerade so klein mit Hut, aber jetzt weiß ich: mit Gott werde ich noch richtig glücklich.“

Wie befreiend, das sein kann, wenn man eine Cousine hat. Oder einfach jemanden, der einen versteht – ohne große Worte.

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