SWR3 Gedanken

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20JAN2020
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Es gibt Tage, an denen liebe ich mein Dorf.

Zum Beispiel wenn meine Tochter ihren Puppenbuggy beim Brötchen holen in der Bäckerei vergisst. Und es dann ein paar Stunden später bei uns an der Haustür klingelt. Es ist Evi aus der Bäckerei. Sie sagt: „Ihr habt euren Puppenbuggy vergessen. Wo soll ich ihn abstellen?“

An solchen Tagen mag ich es im Dorf zu leben. Weil Evi mich kennt, weiß wo ich wohne und mir dann auch noch nach Feierabend unsere Spielsachen hinterherträgt.

Logisch, es gibt auch Tage, an denen nervt mich mein Dorf. Zum Beispiel wenn meine Tochter in der Öffentlichkeit einen Riesen-Trotz-Anfall bekommt oder wenn ich ungeduscht und ungeschmickt bin und trotzdem dringend was einkaufen muss. Da ist das anstrengend, dass dich jeder kennt und dass einen manche auch ganz schön beobachten.

Im Dorf zu leben bedeutet für mich mehr, als nur im Grünen zu wohnen, wo es ruhiger ist. Es spielt schon eine Rolle, dass ich immer wieder die Gleichen treffe und dass man sich kennt. Gut, ich könnte drei, vier Kilometer mit dem Auto fahren und woanders Brötchen kaufen. Dann wäre ich freier und nicht so beobachtet. Aber das will ich nicht.

Mir gefällt es, dass man im Dorf mit vielen Leuten Kontakt hat und viele kennt. Ich glaube es ist dann manchmal leichter, dass man sich ein bisschen um den Anderen kümmert und einander hilft.

So wie Evi aus der Bäckerei.

Ich liebe mein Dorf.

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