Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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06DEZ2019
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Zum Nikolaustag gehören für mich Geschichten. Geschichten, die rund um den beliebten Bischof erzählt werden. Die vom Kornwunder erzähle ich jedes Jahr immer wieder gern. Es war in Myra. In der heutigen Türkei. Am Anfang des 4. Jahrhunderts. Die Leute haben Hunger. Die Vorräte sind aufgebraucht und auf den Feldern wächst nichts mehr. Eine Hungersnot macht sich breit. Schwere Stille liegt über der Stadt. Keiner weiß, wie er die nächsten Monate überleben kann. Nikolaus ist Bischof dieser gebeutelten Stadt. Aber auch er hat keinen Rat für die vielen hungernden Menschen. Verzweifelt geht Bischof Nikolaus zum Hafen. So als erwarte er aus der Ferne Hilfe. Und tatsächlich entdeckt Nikolaus ein Schiff vor Anker. Nikolaus sieht, dass das Schiff voll beladen ist mit Getreide. Er traut seinen Augen nicht. Nikolaus bittet den Kapitän des Schiffes um Korn für die Leute der Stadt Myra. „Nein“, bekommt er zu hören. „Das geht nicht. Das Korn ist für den Kaiser. Ich kann euch nichts geben. Unmöglich.“ Nikolaus bittet erneut. Und versichert: „Glaubt mir, es wird nichts fehlen. Gott wird euch jedes Korn zurückgeben.“ Nikolaus vertraut und hofft fest auf Gottes Hilfe. Und der Kapitän vertraut letztlich Bischof Nikolaus. Säcke voller Korn werden an Land gebracht. Und: Das Vertrauen wird belohnt: Das Schiff liegt nach wie vor tief im Wasser. Es scheint, als fehle an Bord kein einziges Korn. „Ein Wunder“, murmeln die Leute. „Ein Wunder!“

Nikolaus hilft, wenn Not da ist. Er erfüllt damit eine Hoffnung, die ganz fest und tief in uns Menschen sitzt: Die Hoffnung, dass Not sich wenden kann. Dass Sorgen verschwinden. Dass es gut wird. Aus dieser Hoffnung möchte ich leben. Und diese Hoffnung möchte ich nähren. Gerne auch mit einer wundervollen Legende am Nikolaustag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29898
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