SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

18NOV2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Manchmal macht die Welt viel Druck. So vieles passiert, legt sich auf die Seele und belastet. Ich glaube, darum hat jeder und jede Strategien, wie man den Druck der Welt aushält: sich ein Refugium schaffen. Manche schauen keine Nachrichten mehr, um ihre Seele zu schützen. Oder sich engagieren, die Welt ein bisschen besser machen.

Eine menschliche Strategie wie man dem Druck der Welt begegnet, ist Framing. Zu Deutsch: das Rahmen. Also wie wir die Welt sehen und wie wir sie deuten.

Journalisten zB. framen: sie sammeln Nachrichten, prüfen sie und stellen Einzelereignisse in einen Kontext. Sie berichten über Brände in Australien oder Unwetter am Mittelmeer. Und stellen sie in einen Rahmen, indem sie fragen: hat das etwas mit Klimawandel zu tun? Und kann man etwas tun?

Ein ganz wichtiger Framer ist für mich Jesus. Ihm gelingt es immer wieder, Menschen zu entlasten. Indem er die Welt rahmt.

In der Bibel wird zB. erzählt, wie er Druck wegnimmt von Menschen, die angeblich nicht zu den „Guten“ gehören. Die von vermeintlich „Guten“ gedrückt werden mit Moral. Diesen „Sündern“ wendet Jesus sich zu und verteidigt sie. Jesus macht das sehr oft, indem er erzählt. In Gleichnissen.

Zb. in dem vom verlorenen Schaf. Das hat Jesus erzählt, als man ihm vorgehalten hatte, dass er sich mit Sündern und Zöllnern gemein macht. „Wer sich mit Gesindel abgibt, wird selbst Gesindel“, werfen ihm die Gebildeten und Guten vor. Jesus hält dagegen, er framet die Welt mit Himmel und nimmt so Druck von denen, die unter Druck sind.

»Stellt euch vor: erzählt er „den Guten“. Einer von euch hat hundert Schafe und verliert eines. Dann lässt er doch die neunundneunzig Schafe zurück und sucht das verlorene Schaf, bis er es findet? Oder? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voller Freude auf seine Schultern und trägt es nach Hause. Er ruft seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: ›Freut euch mit mir!‹

Soweit die kleine Erzählung und jetzt der Rahmen, den Jesus um dieses Stück Welt setzt: Genauso freut sich Gott im Himmel über einen mit Schuld beladenen Menschen, der sein Leben ändert. Er freut sich mehr als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben, ihr Leben zu ändern.“ (Lukas 15)

Jesus umrahmt unsere Welt mit dem Himmel und uns Menschen setzt er in Beziehung zu Gott. Und der Horizont wird weit. Der Druck wird weniger. Wenn ich mich daran erinnere, dass über der Welt und in ihr Himmel ist, dann verändert sich was. Selbst wenn ich im Moment nur Nebel und finstere Wolken sehe, ich weiß doch: darüber ist ein blauer heller Himmel und die Sonne Gottes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29811
weiterlesen...