SWR3 Gedanken

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22NOV2019
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Was ist eigentlich „Stil“? Stil ist - das Ende des Besens. Oder aber auch stylish sein. Die angesagten Marken tragen. Die „IT“-Bag, die „gewisse“ Tasche am Arm. Stilsicher - sicher und selbstbewusst auftreten, wo immer ich bin. In Gesellschaft, unter Freunden. Stets witzig und schlagfertig, immer einen Spruch auf den Lippen. Ganz mein Style … So verkauft es die Werbung und manche Influencer auf You-Tube. Aber will ich das, bin ich das wirklich? Der Schriftsteller Charles Bukowski, für manchen Skandal und Stilbruch immer zu haben, meint: „Stil bedeutet, keinerlei Schutzschild … keinerlei Fassade. Stil bedeutet, völlige Natürlichkeit. Stil bedeutet, als Mensch allein unter Milliarden anderen zu sein.“

So nachdenklich formuliert der übrigens in Andernach geborene Skandalschriftsteller Bukowski. Und ich finde, er hat recht. Nichts gegen Kleidung mit Stil oder gegen Style und Witz. Aber es geht darum, „allein“, also einzigartig zu bleiben. Auch wenn ich die gleiche Jeans trage wie Milliarden anderer Menschen auf dieser Welt. Ich muss mich nicht aufstylen. Nicht verkleiden, um irgendwem zu gleichen. Ich darf ich sein. Ganz gleich, was ich anhabe. Oder auch nicht.

Die erste Geschichte der Bibel erzählt das so schön symbolisch: Gott erschafft Adam und Eva. In „völliger Natürlichkeit“, „ohne Fassade“ wie Bukowski meint. Nämlich splitterfasernackt. Und sie „schämten sich nicht“, heißt es. Warum auch. Sie sind die erste Kreation aus erster Hand. Sozusagen handmade by god. „Und siehe, es war sehr gut.“ Und das ist es noch. Auch wenn wir nicht mehr jeden Tag im Adams- und Evakostüm rumlaufen. Jede und jeder ist „allein unter Milliarden“. Sie und ich: ein Unikat. Ganz gleich, wie ich mich anziehe und auftrete. Stylisher geht’s kaum.

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