SWR3 Gedanken

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21NOV2019
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Anne. Ein Mädchen. Knapp 13 Jahre alt. Lebhaft. Klug. Neugierig auf die Welt. Und die Menschen. Muss sich verstecken. Nachdem sie mit Eltern und Schwester schon ihre Heimat verlassen hat. In ein fremdes Land geflohen ist. Und dann: Das Versteck. Hinter einem Bücherregal. In einem alten Hinterhaus, nur wenige, enge Räume. Zusammen mit acht Personen. Erst noch in der Hoffnung, dass es nur eine kurze Zeit nötig sei. Zwei Jahre werden daraus. Zwei Jahre in Amsterdam, ohne die Möglichkeit, nach draußen zu gehen. In ständiger Angst, entdeckt zu werden. Gefangengenommen zu werden. Draußen herrscht Krieg – und der Tod.

Aber Anne Frank, wie das Mädchen heißt, bleibt lebhaft. Klug. Neugierig auf die Welt. Und die Menschen. Anne Frank ist Jüdin. "Einmal wird dieser schreckliche Krieg doch aufhören, einmal werden wir auch wieder Menschen und nicht allein Juden sein.", schreibt sie in ihr Tagebuch, das sie in dieser Zeit führt. Um festzuhalten, was sie erlebt. Und nicht nur sie. Mit ihr etwa sechs Millionen Juden. Verfolgt, vertrieben, versteckt, ermordet. So wie sie selbst…

Ihr Tagebuch ist geblieben. Anne Frank. Sie schreibt, um ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen gegen die Unmenschlichkeit. Gegen das Grauen. Und das Unrecht, das niemals vergessen werden darf. Der Krieg ist lange vorbei. Juden leben wieder in Deutschland. Gott sei Dank. Doch, Gott sei es geklagt, sie werden wieder bedroht. Nicht erst seit Halle. „Du Jude“, sagen schon länger wieder einige, die scheinbar verdrängt haben, wie es anfing, einst. „Einmal werden wir Menschen und nicht allein Juden sein.“ Gemeinsam mit vielen anderen will ich dafür eintreten. Klare Worte finden. Meine Stimme erheben. Und ein deutliches Zeichen setzen. Für Anne und alle, die zu ihr gehören.

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