SWR3 Gedanken

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19NOV2019
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„Schatz?“ „Jaaa..“ „Welches Kleid gefällt dir besser, das Blaue mit dem spitzen Ausschnitt oder das Rote mit der Schleife?“ „Mir gefällt das Rote, aber auch das andere.“ „Dich interessiert also gar nicht, was ich anziehe…“ Ein Beziehungsklassiker. So oder ähnlich hört sich das öfter an. Bei Loriot. Aber auch im richtigen Leben... Es geht um ein Kleid. Und am Ende vielleicht um einen handfesten Ehestreit. Denn natürlich geht es nicht nur um ein Kleid…

Das kennt wohl jede und jeder. „Steht mir die Krawatte, Schatz? Die hast du mir damals geschenkt, aber ich fand sie nie sooo passend...“ Geht es hier um Kleiderfragen? Sicher. Aber auch um so viel mehr. Bin ich schön, bin ich beachtet, bin ich geliebt… Ganz gleich, ob im Roten oder Blauen oder gar mit der Karokrawatte. Nur – wer fragt das schon. Oder antwortet entsprechend: „Schatz, das Kleid ist nicht das Schönste, aber Du schon“. „Egal, was Du trägst, Du bist einfach toll, mein Mann.“ Warum sagen wir das so selten?

Der Schriftsteller Khalil Gibran hat das einmal so beschrieben: „Zwischen dem, was gesagt, aber nicht gemeint ist, und dem, was gemeint, aber nicht gesagt ist, geht die meiste Liebe verloren.“ Um so wichtiger sind sie also – die offenen, klaren Worte. Tacheles reden. Wahrheit und Klarheit sprechen – dazu braucht es manchmal einigen Mut. Aber ich finde – man kann nur gewinnen. Lieber ein klares Wort riskieren als die Liebe verlieren. Also vielleicht etwa so: „Schatz, wir zwei sind ja sowas von unperfekt … und genau deshalb passen wir perfekt zusammen.“

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