Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

13NOV2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Toi, toi, toi!“ sagt eine Bekannte zu mir. „Toi, toi, toi!“ Das sagen viele.

Die meisten denken sich sicher nichts dabei. So sagt man eben. Aber neulich bin ich zufällig auf die tiefere Bedeutung gestoßen. 

Also: Im besten Fall handelt es sich um einen alten Abwehrzauber:

In früheren Zeiten, als die Menschen noch sehr abergläubisch waren, hat man angenommen, dass Glückwünsche - oder ganz allgemein jedes Lob und jede Form der Anerkennung - die Aufmerksamkeit der bösen Geister auf sich ziehen könnten.

Böse Geister werden schnell neidisch, hat man gedacht - und das führt zu nichts Gutem. Also besser Vorsicht wahren, bei Glückwünschen! – Damit die bösen Geister nicht aufmerksam werden. Denn: Wer konnte schon wissen, wieviel Unglück das nach sich ziehen würde...?

Deshalb hat man ganz schnell eine Formel hinzugefügt, die die bösen Geister direkt wieder abwehrt, noch bevor sie es überhaupt merken: Man hat laut „unberufen“ gesagt. Und um die Schutzwirkung noch zu verstärken, wurde dreimal auf Holz geklopft. Oder dreimal ausgespuckt, je nach dem...

Aber das Spucken kam irgendwann nicht mehr so gut an. Und da hat man sich mit Lautmalerei beholfen - als Ersatz, sozusagen. Und daraus wurde dann „pfui“, oder „toi“, was ja vom Klang her immer noch entfernt an Spucken erinnert. Toi, toi, toi: ein Überbleibsel also von uraltem Aberglauben. 

Und was bedeutet „toi, toi, toi“ im schlechtesten Fall?

Einige Sprachforscher sind der Meinung, dass es eine Kurzform ist von „Teufel, Teufel, Teufel“. Und das wäre dann also so eine Art Teufel-Anrufung.

Der Teufel wird angerufen, damit er sich geehrt fühlt. Denn wenn man ihm nur ordentlich schmeichelt, besänftigt das womöglich seine Launen... – das steckt wohl dahinter. 

Mir gefällt das, ehrlich gesagt, alles nicht.

Dann gebe ich den Leuten doch lieber einen kleinen Alltagsegen mit auf den Weg. „Gott schütze dich.“ Oder „Alles Gute, leb wohl!“ Oder auch nur ganz schlicht: „Adieu.“ Denn das bedeutet „Gott befohlen“ und klingt auch besonders schön. In Norddeutschland ist daraus übrigens „Adjüs“ geworden. Und das wiederum hört man noch in unserem „Tschüss“. 

Also, für heute: Gott schütze Sie. Adieu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29729
weiterlesen...