SWR2 Wort zum Tag

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18OKT2019
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Vor knapp einem Monat, war ich zum ersten Mal auf einer Demonstration von Fridays for Future. Möglichst viele sollten diesmal kommen, um rund um den Globus ein Zeichen zu setzen. Auch die Erwachsenen. Der Erfolg war überwältigend. Allein in Stuttgart sind an die 20.000 Menschen zusammengekommen. Meine Tochter hat mich motoviert, dabei zu sein. Das war für mich eine neue Erfahrung. Nicht das Demonstrieren. Sondern dass nicht meine Generation den Ton angegeben hat, sondern die jungen Leute. Auffallend viele Mädchen und junge Frauen tragen diese Bewegung, die sich in nur einem Jahr entwickelt hat. Am Anfang saß die damals 15-jährige Greta mit ihrem selbst gemalten Pappschild vor dem schwedischen Parlament. Und jetzt hat sie bei der UN-Klimakonferenz in New York vor den politischen Machthabern der ganzen Welt gesprochen. Zornige Worte hat sie ihnen entgegengeschleudert:

„You´ll come to us young people for hope. How dare you!

„Ihr kommt zu uns jungen Leuten und wollt Hoffnung. Wie könnt ihr es wagen! Ihr habt meine Träume und meine Kindheit mit euren leeren Worten gestohlen. …Menschen leiden, Menschen sterben…Ganze Ökosysteme brechen zusammen. Wir stehen am Anfang eines Massensterbens. Und ihr redet über Geld und erzählt das Märchen vom ewigen ökonomischen Wachstum. Wie könnt ihr es wagen“

Klimaschutz ist kein neues Thema. Ich persönlich bemühe mich wie viele andere Menschen auch um einen umweltbewussten Lebensstil. Aber in dieser Radikalität habe ich den Ernst der Lage und die Konsequenzen verdrängt. Wenn ich mich mit meinen Kindern oder anderen jungen Leuten unterhalte, dann sagen sie deutlich: Wir werden die Folgen zu tragen haben, selbst wenn wir jetzt alles daran setzen, die Erderwärmung zu stoppen. Das macht mich betroffen – und ja, ich bekomme auch Angst.

Als Christin glaube ich daran, dass Gott uns diese wunderbare Welt gegeben hat, damit wir sie bebauen und hüten. Wir haben sie stattdessen ausgeplündert, kurzfristig auf unseren Vorteil bedacht. Und die zerstörerischen Konsequenzen müssen ausgerechnet die Menschen tragen, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Die anklagenden und aufrüttelnden Worte von Greta klingen für mich daher wie die Stimme einer Prophetin. Weil sie das anmahnen, was Gottes Wille ist: dass nicht die einen auf Kosten der andern leben dürfen, weil die Welt für alle Menschen und Lebewesen da ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29631
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