Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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18OKT2019
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Mit der Kraft am Ende. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich glaube, so eine Situation, erlebt jeder mal und j. Was kann da helfen?

Ein Freund hat mir so eine Geschichte erzählt. Er hatte jemandem geholfen. Doch der nutzt seine Hilfe so sehr aus, dass es ihn geradewegs in den finanziellen Ruin treibt. Kein moralischer Appell, kein Gericht löst seine Misere. Fast 10 Jahre geht das so. Er hält sich mit viel Arbeit über Wasser, spannt seine ganze Familie ein, aber es ist einfach keine Lösung in Sicht. „Glaub mir“, sagt er, „ich hatte ernsthafte Gedanken, von einer Brücke zu springen.“ – „Ja und, wie bist du da rausgekommen?“ frage ich ihn zurück

Der Wendepunkt ist durch eine langjährige, treue Mitarbeiterin gekommen. Sie hat etwas ganz verrücktes gemacht. „Komm mit“ hat sie gesagt und ist mit ihm zu einer großen, blühenden Wiese gefahren. „Setz dich da hin.“ – Er ist völlig perplex gewesen, hat aber gemacht, was sie gesagt hat. „Ich hab mich ins hohe Gras gesetzt, und sie ist weggefahren. Eine Weile ist gar nichts passiert. Irgendwann kamen ganz viele Tränen. Und dann war es ganz still in mir. Nur die summenden Hummeln, ab und zu ein Auto. Und der weite Himmel über mir. Stundenlang hab ich so dagesessen und gelegen. Mutterseelenallein. Und dann habe ich plötzlich ganz deutlich gewusst: Ich werde es schaffen. Das war wie ein Wunder!“ Und tatsächlich haben sich kurz drauf nach und nach alle Dinge geklärt und gelöst. Heute ist mein Freund wieder ein erfolgreicher Geschäftsmann.

„Aber die Wende, das war der Tag, an dem ich in der Wiese saß“, sagt er. „Ich glaube, da hat mich Gott besucht.“

Ich habe dazu genickt. Ich weiß: In der Stille können sich Dinge wandeln. In der Stille, sei es auf einer Wiese, einem Berg, an einem Bach oder in einem Kloster, geschieht etwas mit einem. Vielleicht ist das auch eine Weise, wie Gott hilft.

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