SWR3 Gedanken

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16OKT2019
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Packen für den nächsten Einsatz. Gerade kam der Anruf: Das Sternenkind ist auf der Welt. In zwei Stunden wird Elisa Hiltscher auf die Familie treffen. Seit ein paar Monaten fotografiert sie ehrenamtlich Sternenkinder. Sternenkinder sind Babys, die im Mutterleib sterben und dann tot geboren werden. 

Auch wenn Elisa mittlerweile eine gewisse Routine hat, ist sie vor jedem Einsatz aufgeregt. In ihrer Wohnung packt sie ihren Rucksack: eine Decke, in die das Baby eingewickelt werden kann; außerdem Kleidung, ein Engelchen und ein Körbchen. Und natürlich die Kamera. 

Das letzte Stück geht Elisa immer zu Fuß. Dadurch hat sie Zeit, nochmal runter zu kommen, bis sie die Klinik betritt. Das ist der Moment, wo ihr Puls steigt – bis sie dann auf die Familie trifft. Sie ist behutsam, begrüßt die Eltern und das tote Kind. Dann beginnt das Shooting. Elisa weiß, was dann zu tun ist. Sie tritt hinter die Kamera und ist voll in ihrem Element. Sie will den Moment ganz den Eltern bzw. der kleinen Familie überlassen. Trotz der Kamera. Sie hält in diesem Augenblick das Leben und den Tod mit ihren Fotos fest.   

Es gibt viele ehrenamtliche Fotografinnen und Fotografen wie Elisa, die für und mit den betroffenen Eltern Erinnerungsfotos machen. Das finde ich unglaublich beeindruckend. 

Die Bilder helfen den Eltern, von ihrem toten Baby Abschied zu nehmen. Und sie helfen ihnen dabei, dem Sternenkind eine Identität zu geben und seinen Tod langfristig in ihr Leben zu integrieren. 

Die Fotos helfen den Eltern und Familien auch, grundsätzlich damit umzugehen, dass ihr Baby gestorben ist. Lebende Neugeborene werden ja auch fotografiert. Und die verstorbenen sind genauso ihre Kinder.

Diese viel zu kurze Zeit mit ihrem Baby, dieses Gefühl: Wir sind Eltern- auch wenn unser Baby gestorben ist. Das alles hält Elisa fest. Ein schönes Gefühl für sie. Und ein unbezahlbares Geschenk für die Eltern.

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