SWR3 Gedanken

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14OKT2019
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Emilia lacht und linst durch ihre Brille. Sie ist gerade in Ghana angekommen und genießt „Joloff“. Ein ghanaisches Gericht das aus Reis, Gemüse und Fleisch besteht. 

Emilia ist 19 Jahre alt und stark sehbehindert. Seit ihrer Geburt hat sie an beiden Augen den Grauen Star. Obwohl sie nur 5 % Sehkraft hat, haben ihre Eltern sie nie in Watte gepackt. Sie hat früh gelernt, offen über ihre Behinderung zu reden und zu sagen, was sie braucht. Weil ihre Eltern sie immer unterstützt haben, hat Emilia ihren schulischen Weg trotz ihrer Einschränkung bis zum Abitur gemacht. 

Ihr großer Wunsch war es, danach ins Ausland zu gehen. Emilia hat sich inspirieren lassen von anderen Jugendlichen, die bereits einen Freiwilligendienst im Ausland gemacht haben. Sie hat recherchiert, welche Organisationen es gibt, die einem das anbieten. Emilia hat sich für eine entschieden, die sich für eine gerechte, soziale und nachhaltige Welt einsetzt. Die Organisation entsendet Freiwillige, die behindert sind oder nicht, um auch hier gerecht zu sein. Für Emilia eine große Chance. Denn weil sie so schlecht sieht, ist sie selbst täglich mit Barrieren konfrontiert. Das kann sie in ihren Dienst mitnehmen und weitergeben. 

Emilia ist jetzt für ein Jahr in Westafrika in dem kleinen Fischerdorf Ampenyi. Dort begleitet sie Kinder zur Schule, hilft im Unterricht und gestaltet Freizeitaktivitäten für Kinder  und Jugendliche. Emilia hat sich außerdem vorgenommen, Twi zu lernen; das ist die Sprache der Einheimischen dort. 

Ich ziehe meinen Hut vor Emilia. Das hätte ich mich mit 19 Jahren nicht getraut. Alleine los zu reisen, in ein fremdes Land, ohne die Sprache, den Alltag und die Traditionen der Menschen dort zu kennen. Und ohne alles richtig zu sehen. 

Emilia hat trotz Sehbehinderung keine Angst vor dem Unbekannten. Ich staune darüber, wie mutig sie ist und wie stark sie sich für andere einsetzt. Jetzt ist sie es, die andere inspirieren kann!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29496
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