SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

13OKT2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Nils ist ein Freund von mir und wir haben es endlich mal wieder geschafft, uns zu sehen. Wir erzählen uns was wer inzwischen macht und was sonst so passiert ist. Irgendwann kommen wir auf das Thema Beten zu sprechen. 

Nils erzählt mir, wie er früher gebetet hat: seitdem er klein war, immer abends, zusammen mit seinen Eltern. Er kann die Gebete sogar noch auswendig. Auch während seines Studiums hat Nils noch gebetet. Aber dann, hat er damit aufgehört. Er hat gemerkt, dass es gar keinen Unterschied macht, ob er betet oder nicht. Und dass auch nichts Schlimmes passiert, wenn er es nicht tut. Deshalb betet er nicht mehr. Und er vermisst es auch nicht. 

Wozu beten?Über diese Frage von Nils habe ich noch lange nachgedacht. Ich kann diese Frage für Nils nicht beantworten. Aber mir bringt es was zu beten. 

Es gibt mir Kraft für meinen Alltag und das Gefühl: Gott ist bei allem was passiert dabei. 

Es tritt natürlich nicht immer das ein, was ich mir erhoffe. Das muss es auch nicht. Auch wenn das in dem Moment schwer auszuhalten ist. Ich glaube aber, Gott hat einen besseren Überblick als ich. Ich denke, er kommt meinen Anliegen auf seine Weise nach. Das verstehe ich dann nicht immer direkt. Zum Beispiel als meine Cousine Marietta im Sterben lag. Da habe ich Gott angefleht, dass sie wieder gesund wird. Marietta ist aber gestorben. Es war schlimm für mich. Heute schaue ich anders zurück. Ich denke:  Vielleicht war es eine Erlösung für sie. Und damit kann ich Frieden schließen, obwohl ich sie sehr vermisse. 

Ich bete nicht immer nach dem gleichen Schema. Manchmal ist es einfach nur ein Stoßgebet, nicht mehr als ein kurzes „Bitte!“ oder „Danke!“. Und manchmal ist es auch einfach nur still sein. Das Beten verändert auf jeden Fall die Perspektive auf mein Leben und es gibt mir Kraft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29495
weiterlesen...