Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

04OKT2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Etwas mehr als 400 Leute folgen mir auf Instagram. Instagram ist ein soziales Netzwerk wo Leute Fotos aus ihrem Leben hochladen und mit anderen Menschen teilen. Genau das mache ich auch. Auf meiner Seite zeige ich Bilder von unserer Kirche, dem Pfarrgarten, Urlaubsschnappschüsse oder Hochzeitsfotos. Typische Selfies, also Fotos von mir selbst, mache ich eher selten. Trotzdem kann man sich ein Bild von mir machen, wenn man sich meine Fotos anschaut.

 

Ein Foto von meinem Talar lässt erkennen: ich bin Pfarrerin. Eines von meinen Sportschuhen zeigt, wie gerne ich laufe. Und Bilder von Eisbechern, Sushi oder einer großen Schüssel Nudeln verraten meine Leidenschaft für gutes Essen.

So zeige ich der Welt, wer ich bin. Zumindest teilweise. Ich stelle mich und mein Leben in Bildern dar, so, wie ich mir selbst gefalle. Das, was ich an mir nicht mag, was mir peinlich ist oder unangenehm, verstecke ich lieber.

Viele kritisieren genau das bei Instagram: Die Fotos dort zeigen meistens schöne und glückliche Menschen, köstlich arrangiertes Essen oder spektakuläre Orte und Landschaften. Alles wirkt dabei mühelos und alltäglich. Nach dunklen Augenringen, verregneten Arbeitswegen und verbranntem Essen sucht man vergeblich.

Ich muss zugeben: Manchmal hätte ich mein Leben gern so. So perfekt wie auf Instagram. Gerade dann, wenn mein Leben mal wieder ganz anders aussieht als die strahlenden Fotos auf meinem Smartphone. Dann frage ich mich, warum mein Alltag nicht so mühelos und hübsch anzusehen ist. Dann tröstet mich die Bibel. Da heißt es: „Der Mensch sieht, was vor Augen ist. Gott aber sieht das Herz an.“

Es tut mir gut, mich daran zu erinnern: Zum Leben gehört mehr als das, was man auf meinem Instagram-Profil sieht. Gott schaut mich auch dann gerne an, wenn ich nicht perfekt in Szene gesetzt bin. Das hilft mir, auch meine unschönen Seiten zu ertragen. Und vielleicht fasse ich Mut, die sogar auch mal auf Instagram zu zeigen. (Am besten versehen mit einem Augenzwinkern und dem passenden Hashtag: Für mehr Realität auf Instagram.)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29459
weiterlesen...