SWR3 Gedanken

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12SEP2019
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Im Urlaub am See hatte ich einen glatten, flachen Kieselstein in der Hand. Er war ganz flach fast rund  und lag gut in der Hand und das Wasser war ruhig – ideale Bedingungen um den Stein im See ditschen zu lassen.

 

Wie oft werde ich es wohl schaffen, diesen Stein von der Wasseroberfläche hochspringen zu lassen, bei diesen perfekten Bedingungen? Dreimal, viermal? Geht es überhaupt einen Stein fünfmal ditschen zu lassen?

Der Stein lag gut in der Hand. Er war noch warm von der Sonne und plötzlich wurde ich ängstlich. Was wenn ich nicht im richtigen Winkel werfe oder mit der falschen Drehung oder Geschwindigkeit? Dann ditscht er vielleicht nur einmal und verschwindet dann für immer auf dem Grund des Sees.

Schon seltsam, aber ich kenne den Gedanken: Bevor ich etwas Falsches mache, mache ich es lieber gar nicht.

Ich habe einen anderen Stein gefunden. Nicht so perfekt, wie der erste, aber der wird auch schön fliegen. Ich werfe. Zweimal schön geditscht.

Der perfekte Stein war immer noch in meiner Hand. Soll ich? Wenn ich ihn werfe, dann werfe ich ja den perfekten Stein weg! Auf den Grund des Sees

Ich zögere weiter. Völliger Quatsch bei so einem Stein, aber so ist das, wenn ich entscheiden muss, vor allem, wenn eigentlich alles klar zu sein scheint. Eine Freundin hat mir mal einen Bibelvers geschenkt: Gott hat uns den Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit gegeben, nicht den Geist der Furcht. Steht bei mir im Esszimmer als Kunstwerk.

Alles war perfekt. Der Stein, der See. Es geht um nichts und trotzdem zaudere ich. Ich habe den Stein nochmal in der Hand gewogen und mich daran erinnert, was mir meine Freundin geschenkt hat. Und dann geworfen. … War gut!

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