SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

19AUG2019
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„Am Sonntagmorgen gibt es nur einen feierlichen Wortgottesdienst.“
„Was soll das denn sein: ein feierlicher Wortgottesdienst?“
„Also, wenn das keine Messe ist, dann gehe ich da auch nicht hin.“
So unterhielten sich viele in der vergangenen Woche in unserer Pfarrei. Kein Priester, keine Messe, kein Gottesdienst – dann ist das eben so. Aber nicht alle denken so. Da gibt es einen Bibelkreis in unserer Pfarrei, zu dem ich auch gehöre. Wir lesen die Texte aus der Bibel, die am Sonntag im Gottesdienst vorgelesen werden und tauschen unsere Gedanken dazu aus.
In der Bibel im Alten Testament denkt ein Mensch über sein Leben nach:
Er ist kein armer Mensch, er hat genug zum Leben.
Genug Geld, genug Wissen, genug von allem.
Er fragt sich:  Wohin mit all meinem Geld, wohin mit all meinem Wissen? Irgendwann muss ich es loslassen - und dann? Dann bekommt es irgendwer, vielleicht jemand, der es nicht wert ist.
Wozu all die Sorge, all die Plage, die schlaflosen Nächte?
Und er kommt zu dem Ergebnis: alles ist Windhauch – Windgespinst:
Alle Sorgen, alle Mühen, aller Ärger, auch alle Freude – sie verwehen im Wind.
Das ist Menschenerfahrung. Jeder von uns im Bibelkreis konnte diese Erfahrung teilen: schlaflose Nächte, in denen die Gedanken kreisen in der Sorge, wie es weitergehen soll.
Sorgen um die Gesundheit, Sorgen um die Kinder, Sorgen um die Zukunft.
Jesus sagt dazu: Ja, der Mensch kann sich viele Sorgen machen, schaffen und raffen, aber was wirklich Bestand hat, ist ein Vertrauen in Gott. Alles andere ist vergänglich.
Im Gespräch wurde deutlich: es geht mir ja nicht nur um meinen Besitz, sondern auch um meine Stellung, mein Ansehen, meine – noch so kleine – Macht.
Und das soll ich alles loslassen im Vertrauen auf Gott?
Das ist eine Herausforderung, aber die Teilnehmer des Bibelkreises haben einen Schritt des Vertrauens gewagt: sie haben den Wort-Gottesdienst am Sonntag mit ihren Gedanken mit vorbereitet. Und sie haben ihn mitgestaltet mit Texten und Fürbitten.
Unabhängig davon, was die Leute denken und sagen. Volles Risiko!
Am Sonntag waren alle neugierig: kommt überhaupt jemand zum Gottesdienst?
Es kamen Menschen zum Gottesdienst, und wir waren eine Gemeinschaft, die miteinander den Sonntag gefeiert hat.
Diese Erfahrung möchte ich mit in die neue Woche nehmen: Neues wagen, Vertrauen wagen.
Und mein Leben nicht von den Sorgen bestimmen lassen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29288
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