Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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17AUG2019
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Die Freiheit von uns Christenmenschen sei durch den Tod Jesu am Kreuz „teuer erkauft“, schreibt der Apostel Paulus an seine Gemeinde in Korinth (1. Korintherbrief 7,23). Teuer erkauft – kein billiges Schnäppchen! Wer sich zu Christus bekennt, ist „zur Freiheit berufen“, zum aufrechten Gang. Ein anspruchsvolles Programm! Viel bequemer ist es, sich brav in gängige Hackordnungen einzufügen. Nicht umsonst  mahnt daher der Apostel seine Gemeinde in Korinth: Werdet niemals mehr der Menschen Knechte! Das war keine Sprechblase, denn da rangelte man mit Ellbogen um die Vormacht. Alle wollten das Sagen haben: Sklaven und Freie, Gauner und Gerechte, Prostituierte und Gutsituierte.

 

Ein solches Gerangel herrscht auch in der Arbeitswelt von heute, ein Hauen und Stechen. Wer außer seiner Arbeitskraft nicht mehr zu bieten hat, muss nehmen, was kommt. Für immer noch drei Millionen Menschen kommt erst mal gar nichts, zumindest nichts Passendes! Sie sind oft seit vielen Jahren arbeitslos. Andere sind gezwungen, mehrere Arbeitsverhältnisse aneinanderzureihen, um überhaupt leben zu können. Paket-Boten, die über die Treppen hetzen, nennt man sogar „Paket-Sklaven“. Versklavt an die Arbeit sind auch jene, die rund um die Uhr erreichbar sind und ihre Arbeit am Abend und am Wochenende brav mit nach Hause nehmen, weil die Zeit nicht reicht. So werden viele zu Knechten ihrer Herren. Ja und manche buckeln auch freiwillig, um ein Treppchen höher zu steigen. Nicht zu vergessen viele klein- und mittelständische Unternehmen, denen die Luft ausgeht, weil sie bei den Herren in den Geldhäusern und Konzernen in Knechtschaft geraten sind.

 „Die Freiheit der Person ist unverletzlich“ (GG Art 2) - das fordert nicht nur die Bibel, sondern auch das Grundgesetz. Es gilt auch für die Arbeitswelt. Daher kämpfen wir in der Betriebsseelsorge mit um gerechten, nämlich tariflichen Lohn, um Lohn-Sklaverei zu überwinden. Um einer größeren Freiheit willen unterstützen wir Betriebs- und Personalräte. Sie geben der Belegschaft eine Stimme.

Wir ermutigen die Menschen, im Betrieb nicht einfach zu buckeln, sondern sich ihrer  Haut zu wehren und solidarisch zusammenzustehen. Denn Freiheit beginnt zu aller erst in Herzen und Hirnen.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29230
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