SWR3 Worte

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22AUG2019
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Der Dichter Hermann Hesse war immer wieder von seelischen Tiefs geplagt. In seinem Buch Wanderung beschreibt er wie es für ihn war, aus einem solchen Tief herauszukommen: 

Abklingend verlässt mich die Unlust, Leben ist wieder hübsch, Himmel ist wieder schön, Wandern wieder sinnvoll. An solchen Tagen der Rückkehr fühle ich etwas von Genesungsstimmung: Müdigkeit ohne eigentlichen Schmerz, Ergebung ohne Bitterkeit, Dankbarkeit ohne Selbstverachtung. Langsam beginnt die Lebenslinie wieder zu steigen. Man summt wieder einen Liedvers. Man bricht wieder eine Blume ab. Man spielt wieder mit dem Spazierstock. Man lebt noch. Man hat es wieder überstanden. Man wird es auch nochmals überstehen, und vielleicht noch oft.

 

Quelle: Hermann Hesse „Wanderung“, Suhrkamp Verlag 1977, S. 118.

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