SWR3 Gedanken

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24JUL2019
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In Syrien rettet eine App Leben. „Sentry“ heißt die App, sie ist kostenlos und warnt Syrer vor Bombenangriffen. Jeden Tag. Der ehemalige US-Diplomat John Jaeger hat „Sentry“ erfunden und mit der App bekommen Zivilisten in Syrien wertvolle Minuten geschenkt. Nämlich genau die Minuten, die sie brauchen, um sich vor einem Bombenangriff in Sicherheit zu bringen.

Das funktioniert nur deswegen, weil es viele mutige Syrer gibt, die sich trauen andere zu warnen, wenn die Bombenflieger unterwegs sind. Mutig sind vor allem die Freiwilligen, die in der Nähe von Luftstützpunkten wohnen und die die gefährlichen Kampfflugzeuge von den harmlosen unterscheiden können. Wenn sie einen verdächtigen Flieger sehen, geben sie das sofort in der App ein. In den nächsten Sekunden kombiniert die App diese Info dann mit anderen Daten, die aus dem ganzen Land in der App eingehen. Zum Beispiel über geheime Sensoren, die irgendwo in Bäumen oder Häusern angebracht sind. Die analysieren die Fluggeräusche von den Fliegern und die App rechnet blitzschnell aus, wo die Bomben in den nächsten Minuten wahrscheinlich runtergehen. Und genau die Minuten können Leben retten.

In den letzten drei Jahren hat „Sentry“ fast 10 000 Mal erfolgreich vor Bomben gewarnt. Das ist ein Riesenerfolg, auch für die Spender, die diese App finanzieren. Aber es ist natürlich trotzdem schrecklich, dass es „Sentry“ überhaupt geben muss.

„Sentry“ hat mich etwas über den Frieden gelehrt. Dass es Frieden auch mitten im Krieg geben kann. Frieden dann nicht in dem Sinne, dass der Krieg aufhört. Sondern eher so, dass denen, die da mitten im Krieg sind, geholfen wird und dass sie sich gegenseitig helfen. So dass sie ein bisschen Hoffnung behalten und eine Chance zum Überleben bekommen. Dieser Frieden ist ganz konkret: Er ist Essen und Trinken, er ist Ärzte und Medizin. Frieden ist Mut und Erfindergeist und eben auch ein paar Minuten Zeit.

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