SWR3 Gedanken

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23JUL2019
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Ich bringe wie jeden Morgen unsere beiden Töchter zur KiTa. Als wir an der KiTa ankommen, denke ich ich sehe nicht recht. Da ist ja alles total zugeparkt. Ich meine den Platz, wo die Kinder ihre Roller und Laufräder abstellen, da ist heute Morgen alles voll. Aber nicht, weil da so viele Laufräder stehen. Nein, da haben sich zwei Kinderautos breitgemacht, so richtig schön mittenrein geparkt. Zwei solche kleinen Autos, sie sehen aus wie echte Autos und die gibt’s von allen möglichen Automarken. Mit echten Scheinwerfern, Nummernschild, Autoradio und das Kleinkind, das setzt man dann da rein.

Ich finde die Teile echt unnötig und ich frage mich: Was bringen wir unseren Kindern damit eigentlich bei? Dass es toll ist, wenn ich mit zwei Jahren schon den ersten BMW habe? Und dass ich mir immer und überall so viel Platz nehmen kann, wie ich gerade brauche. Wie ich die zwei breiten Kinderautos so sehe, rege ich mich richtig auf. Währenddessen quetsche ich die Räder von unseren Töchtern irgendwo an den Rand. In meinem Kopf geht es weiter: Wenn wir den Kindern schon in der KiTa beibringen, dass jeder sich einfach so viel Platz nimmt, wie er gerade braucht, wie soll das dann erst später werden?

Die beiden Laufräder habe ich mittlerweile abgestellt und bringe jetzt meine beiden Töchter in die KiTa rein. In dem Moment ist mir klar, was ich ihnen fürs Leben wünsche: dass sie bemerken, wenn andere auch noch Platz brauchen und einfach ein bisschen zur Seite rücken. Im Unterricht zum Beispiel, wenn der eine mehr Hilfe von der Lehrerin braucht als der Andere. Und natürlich auch dann, wenn sie selbst mal erwachsen sind. Dass sie dann, wenn sie ihre Kinder mal in die KiTa bringen, ihr Auto nicht grade mitten in die Feuerwehreinfahrt stellen. Sondern dass sie Rücksicht nehmen. Nicht nur beim Auto parken, aber auch da

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