SWR2 Wort zum Tag

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Wer mag, kann demnächst für 31.000 Euro als Weltraumtourist einen Ausflug zur Internationalen Raumstation buchen. 50 Jahre nach der ersten Mondlandung. Raus ins Weltall? Warum? Ist die Welt zu unwirtlich geworden?

 

Vor 50 Jahren betraten die ersten Menschen den Mond. David Bowie hat damals die Apollo Mission musikalisch kommentiert. Skeptisch. Mit seinem Song „Space oddity“, was soviel heißt wie: „Weltraum-Verrücktheit“.

Major Tom heißt der Astronaut im Lied. Der verliert den Boden unter den Füßen In jeder Hinsicht. In seiner „Blechbüchse – so nennt er seine Weltraumkapsel –  bricht der Kontakt zur Bodenstation ab. Ein technischer Defekt. Major Tom schwebt im grenzenlosen All „weit über dem Mond.“ Und sinniert: „Ich kann nichts machen – in meiner Blechbüchse.
„Können Sie uns hören?“ – ruft die Bodenstation immer wieder. Keine Antwort. „Sagt meiner Frau – ich liebe sie sehr.“ Doch auch diese Worte von Major Tom verhallen ungehört im All.

Ein Lied wie ein Gleichnis. Veröffentlicht 10 Tage bevor Neil Armstrong am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mondboden betreten hat - mit den Worten: „Ein kleiner Schritt für einen Menschen – ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ Ein riesiger Sprung, und was für einer! Wie im Lied von David Bowie: Wo Menschen sich radikal von der Erde loslösen, verlieren sie Bodenhaftung, Kontakte, ihr Zuhause. Von heimgekehrten Astronauten der Mondlandeprogramme weiß man, wie schwer sie sich getan haben, wieder einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Sozial, emotional, seelisch. Armstrong zog sich später in die Einsamkeit zurück, Aldrin wurde alkoholkrank und hatte schwere Depressionen.

In der Bibel werden Menschen verortet – mit Bodenhaftung. Sie werden ganz bewusst als „irdische Wesen“ gekennzeichnet - als „Erdlinge“. Das ist ihre Signatur. Der erste Mensch – Adam – trägt diese Signatur im Namen. Adam bedeutet nämlich „der von der Erde genommene.“ Also von Gott erschaffen, so wie wenn ein Töpfer ein Gefäß bildet. Das bedeutet zweierlei: Der irdische Mensch ist ein himmlisches Gefäß, prächtig und schön. Und zugleich: auch verletzbar und zerbrechlich und vergänglich.

Genau so liebe ich als Irdischer die Erde und die Irdischen. Ich muss nicht über meinen irdischen Lebensraum hinauswachsen. Denn wirklich himmlisch kann diese Erde sein – mit Freud und Schmerz. Auch deshalb plane ich – ganz abgesehen von Aufwand und Ökobilanz - keinen Ausflug ins All. Selbst wenn es einmal finanziell erschwinglich wäre.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29024
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