SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

20JUL2019
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Die Bundeswehr veranstaltet Rekrutengelöbnisse immer wieder im Bendlerblock in Berlin. Das ist nicht zufällig. Denn das ist der Ort an dem diejenigen erschossen wurden, die sich am Attentat auf Adolf Hitler beteiligt hatten. Am 20. Juli 1944 war das, also heute vor 75 Jahren.

Inzwischen wird den Menschen von damals Respekt gezollt. Und das Gelöbnis der neuen Rekruten im Bendlerblock soll daran erinnern: Es war richtig, dass die Männer damals Widerstand geleistet haben. In dieser Tradition sieht sich die Bundeswehr heute. 

Dabei galten die Männer des 20. Juli noch lange nach dem Krieg nicht als Helden, sondern schlicht als Vaterlandsverräter.

Die Generäle damals haben tatsächlich aus ganz verschiedenen Motiven gehandelt. Mich beeindruckt allerdings nur eines: Nämlich, dass Menschen - und gerade auch mir fremde und unbekannte Menschen - dadurch besser leben können und gerettet werden.

Seine Regierung verraten um Menschenleben – egal ob deutsch, christlich oder muslisch, schwarz oder weiß zu retten, das kann ich verstehen. Und so war das vermutlich auch beim Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, der Teil der Verschwörergruppe war. Er wusste jedenfalls, was mit Juden in Nazideutschland passiert und dass dieses Nazideutschland auf alle Fälle verraten werden muss. Bonhoeffer war allerdings auch klar: Wie auch immer ich in dieser Situation handle: ich mache mich schuldig, aber die Würde des Menschen zu verteidigen, ist das wert.

Wenn die Rekruten also am Bendlerblock vereidigt werden, finde ich das gut. Dass sie das Land verteidigen und damit alle Menschen, die darin wohnen. Und dass sie im Zweifel Widerstand leisten, sollte der Staat die Würde und das Leben irgendwelcher Menschen oder einer Menschengruppe antasten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29020
weiterlesen...