SWR2 Wort zum Tag

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Beide Oberarme sind stark gerötet und überall vernarbt. Miriam hat sich lange Zeit selbst verletzt. Sie war psychisch extrem belastet. Jetzt hat sie diese schwere Zeit hinter sich. Sie hat eine Therapie gemacht und die Wunden sind geheilt. Aber die Narben bleiben. Das kann Miriam jedoch nur schwer ertragen. Immer wieder wird sie auf der Straße auf ihre Verletzungen angesprochen. Und nicht immer will sie erzählen warum ihre Haut so gelitten hat. 

Eine Frau kann ihr helfen. Peggy aus Leipzig ist Tätowiererin. Das heißt sie bemalt die Haut von unterschiedlichsten Menschen. Und sie hat sich darauf spezialisiert Narben zu tätowieren. Warum sie das macht? Peggy sagt: „Viele fühlen sich durch ihre Narben abgewertet. Sie werden immer wieder unsensibel darauf angesprochen. Ein Tatoo schützt davor.“ 

Bemerkenswert dabei ist, dass sie ihre Tattoos den Opfern solcher Gewalt kostenlos anbietet. Sie hat selbstverletzendes Verhalten und Depressionen am eigenen Leib erlebt und jetzt will sie anderen helfen. Ihre Initiative heißt „Tattoos gegen Gewalt“. 

Mittlerweile gibt es eine lange Warteliste von Leuten, die ein Tattoo von ihr bekommen wollen. Männer und Frauen aus ganz Deutschland fahren zu ihr nach Leipzig um sich ihre Narben bedecken zu lassen. Peggy finanziert das über die Kunden, die regulär für ihre Tattoos bezahlen. 

Den Meisten kann Peggy mit ihren Tattoos wirklich helfen. Wenn über den Narben schöne Bilder entstehen, können viele wieder positiver, ja sogar glücklich auf die eigene Haut schauen.

Ganz unterschiedliche Motive wünschen sich dabei die Betroffenen. Manche wählen sich Motive, die ihnen Mut und Kraft geben sollen. Aber es kommt auch vor, dass sich jemand ein bedrohliches Bild wie zum Beispiel eine Rasierklinge wünscht. Das soll dann davon abhalten sich wieder zu verletzen.

Miriam hat sich ein großes verziertes Herz gewählt. Sie schaut das Motiv gerne an. Und um die Narben zu sehen, muss man schon ganz genau hinschauen.

Ich finde es ermutigend, wie Peggy ihre eigene schwere Zeit bewältigt und jetzt im Kleinen angefangen hat Gutes zu tun. Ihre Initiative „Tattoos gegen Gewalt“ ist ein solcher Schritt. 

Sie sagt: „Ich habe die total naive Vorstellung, dass ich diese schreckliche Welt dadurch ein bisschen besser machen kann“. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=29011
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